Chemnitzstraße

Chemnitzstraße

Allgemeines

Die Chemnitzstraße ist nach dem Dichter des Schleswig-Holstein-Liedes („Schleswig-Holstein, meerumschlungen…“) Matthäus Friedrich Chemnitz benannt. Die Familie Chemnitz legte Wert darauf, dass ihr Name lauttreu Chemnitz und nicht „Kemnitz“ oder „Schemnitz“ ausgesprochen wurde. Vorher hieß die Straße „In de Hörn“, um die Kirche herum „Hinter die/der Mauer“, weil der Kirchhof im hinteren Bereich von einer Mauer umgeben war. Sie ist eine der ältesten Straßen Barmstedts und an ihr stehen neben der Kirche von 1718 einige der ältesten Häuser der Stadt.

Haus Chemnitzstr. 9 – Pastorat

Der klassizistische Bau ist 1865 erbaut worden. Vor 1865 stand hier ein Pastorat, dessen Äußeres einem niedersächsischen Bauernhaus glich und nur durch den im Rokokostil gehaltenen Ziergarten hervorstach: es war das Geburtshaus von Matthäus Friedrich Chemnitz. Der Vater war der Pastor Johannes Paul Chemnitz. Dieser starb 1834. Sein Reichtum waren „libris et liberi“ (d.h. Bücher und Kinder). Matthäus Friedrich war das fünfte von vierzehn Kindern.

Haus Chemnitzstr. 10 – Humburg-Haus

Siehe auch Hauptartikel Humburg-Haus.

Das Humburg-Haus, ein Zweiständer-Fachwerkhaus, wurde 1783 erbaut. Es gehörte bis 1992 der Familie Humburg und war ein Bauernhaus mitten in der Stadt. Barmstedt als ehemaliges Dorf hatte mehrere solche Hofstellen. Ihre Besitzer wurden „Ackerbürger“ genannt.

Das Humburg-Haus in der Chemnitzstraße

Nach dem Tode seines letzten Bewohners Hermann Humburg am 21. 09.1988 wurde das Haus von seinem Bruder Dr. Ernst Heinrich Humburg im Wege einer fiduziarischen Schenkung am 26.05.1989 auf die Stadt Barmstedt übertragen.

Der von ihm .am 21. 03.1992 gegründete Verein Humburg-Haus e.V hat die Aufgabe und Verpflichtung, die Einhaltung der Auflagen und. des Schenkungsvertrages durch die Stadt zu überwachen. Damit ist sichergestellt, dass dieses Kleinod nach dem Willen des Stifters für Barmstedt noch lange erhalten und genutzt werden kann. Die Hausverwaltung obliegt der Stadt.

Das Haus ist heute für die Bürger und Vereine der Stadt ein wichtiger Treffpunkt. Privatfeiern, Vereinssitzungen und Kultur-Veranstaltungen finden hier statt. Regelmäßig ein volles Haus findet man z. B. bei den Musik-, Literatur- oder Kabarettveranstaltungen des Kulturvereins „Pfiff“, der hier sein festes Haus hat.

Der Bauerngarten

Bauerngarten hinter dem Humburghaus, Foto: Peter Steenbuck, 13.08.2011

Der hinter dem Gebäude liegende Bauerngarten wurde noch zu Lebzeiten von Dr. Ernst Heinrich Humburg angelegt. Er war ihm eine Herzensangelegenheit, hier verbrachte er viele Stunden bis zu seinem Tod am 9. Januar 1999.

Inzwischen ist dieser Garten mit der Streuobstwiese dank der intensiven Pflege von Hans-Jürgen Scharlach und dessen Ehefrau Elsabe ein Aushängeschild für Barmstedts „Altstadt“ geworden.

Haus Chemnitzstraße 14

Es ist angeblich 1640 erbaut worden, hat sich aber durch die Jahrhunderte besonders gut erhalten.“De Huuk“, der Stuben-Ausbau als kleiner Erker (rechts der Haustür), ist hier ungewöhnlich weit vorgetrieben. Die Tatsache, dass das Haus lange Zeit ein Krug und jene Stube eine Schankstube war, kann den Anlass dazu gegeben haben. Die Zimmer links der Eingangstür waren früher auch die Kassenräume des ehemaligen Barmstedter Creditvereins.

Die Heiligen-Geist-Kirche

siehe Hauptartikel Die Heiligen-Geist-Kirche.

Heiligen-Geist-Kirche ca. 1860

Die erste Kirche soll an dieser Stelle um 936 n. Chr. vom Erzbischof Adaldag erbaut worden sein. Bis heute gibt es jedoch keinen urkundlichen oder archäologischen Beleg hierfür. Das älteste Zeugnis für die Existenz einer Kirche in Barmstedt ist jene Urkunde aus dem Jahre 1140, in der Barmstedt zum ersten Mal namentlich erwähnt wird. Die Grundmauern der alten St. Margarethenkirche konnten 1968 bei Arbeiten unter dem heutigen Fußboden nachgewiesen werden. Es war eine zumindest einmal erweiterte typisch romanische Kirche mit Chor. Der Turmbau stammt im Ursprung noch aus dieser Zeit. Das jetzige Kirchengebäude, die Heiligen-Geist-Kirche, entstand zur Reichsgrafenzeit 1717/18. Bauherr war Graf Wilhelm Adolf zu Rantzau, der für seinen in Berlin gefangenen Bruder die Regentschaft führte. Architekt war der Baumeister Johann Lorentz Nerger, der vermutlich einer sächsischen Bildschnitzer- und Stukkateurfamilie angehörte und in Kopenhagen seine Ausbildung erhielt. Der Platz um die Kirche herum war bis 1844 der Kirchhof.

In der Zeichnung der Kirche von 1860 erkennt man im Hintergrund die Gerberei Pohlmann, die alte Privilegierte Apotheke und das Organistenhaus/die Schule. Das Bild rechts zeigt den Kirchturm ausnahmsweise einmal ohne Kugel und Hahn im April 2013. Wie auch die übrige Kirche wurden die beiden goldenen Spitzenfiguren gerade überholt, damit das gesamte Gebäude zu seinem Jubiläum 2018 in perfektem Zustand präsentiert werden kann. Dafür werden noch dringend Spenden gesammelt.

Haus Chemnitzstr. 24 bis 26 – Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde

Das Gebäude wurde früher auch langes Schulhaus genannt. Ursprünglich stand hier die Kirchspielschule. Da der Hauptlehrer auch immer Organist der Kirche war und hier wohnte, war es auch das Organistenhaus. Der Küster diente als Hilfslehrer und der Pastor hatte die Oberaufsicht. Die Kosten wurden von allen Dörfern des Kirchspiels getragen, die jedoch wiederum nach und nach – meist aus Kostengründen – dazu übergingen, eigene Schulen einzurichen. Durch die im 19. Jahrhundert angewachsene Kinderzahl wurde in den 1820er Jahren der Platz in diesem Gebäude so eng, dass sich die Fleckensverwaltung dazu entschloss, an der „Riekenree“, der Reichenstraße, ein neues Elementarschulhaus zu bauen. So wurde 1827 aus der Kirchspielschule eine Fleckensschule, die von den größeren, d.h. älteren Kindern Barmstedts und Großendorfs besucht wurde. Großendorf baute sich schon 1853 am Nappenhorn eine eigene Schule. Die Schulsituation in den 1830er Jahren wird bei Rauert und Schröder ähnlich beschrieben. Danach gab es 3 Schulen: eine Elementarklasse mit wechselseitiger Schuleinrichtung von 218 Schülern (bei Schröder 2 Klassen), eine Knabenklasse von 96 und eine Mädchenklasse von 87 Schülern.

Das lange Schulhaus neben der Kirche von 1841, heute Gemeindesaal

Das alte Gebäude konnte bald auch diesen Zweck nicht mehr erfüllen und wurde ersetzt durch den jetzt noch vorhandenen Neubau. Das Grundstück gehörte der Kirche, die Schule jedoch der Gemeinde. Auch beim Neubau im Jahre 1840 (Bild) blieben die Eigentumsverhältnisse so bestehen, obwohl die Fleckensvertreter schon damals eine andere Lösung anstrebten. Die gemischten Eigentumsverhältnisse wurden auch bei der Errichtung des Grundbuches 1884 nicht anders eingetragen. Man einigte sich erst 1934, als die Stadt das gesamte Krückauwiesengelände umgestalten wollte, um den Fluss zu kanalisieren und das große Staubecken „Rantzauer Sees“ plante. Dabei ging das Krückau-Wiesengelände der Kirche im Tausch gegen das Gebäude an die Stadt über. Das Haus diente jetzt endgültig nicht mehr als Schule, sondern als Gemeindehaus, in dem die Kirchengemeinde Veranstaltungen durchführte und die Evangelische Frauenhilfe ihre Arbeit tun konnte. In der Lehrerwohnung wohnte jetzt meist der Küster mit seiner Familie. Inzwischen wurde es mehrfach umgebaut und ist der Gemeindesaal der ev.-luth. Kirchengemeinde Barmstedt.

Haus Chemnitzstraße 30 – Amt Rantzau

Das Haus auf der linken Seite wurde 1852 von der Witwe Pohlmann neben der schon dort seit 1802 stehenden Rodeschen Privilegierten Apotheke (rechts) gebaut. Sie betrieb dort eine Gerberei. (Mehr zur Entstehungszeit) Später wurde das Gebäude zu einem Arzthaus. Seit 1953 ist hier das Amt Rantzau untergebracht.

Gerberei der Witwe Pohlmann (links) neben Privilegierter Apotheke an der Kirche. Die Mauer im Vordergrund trennt den „Ruhe Hoff“, den Kirchhof, von der Straße, die entsprechend „Hinter der Mauer“ hieß.

Die alte Apotheke steht nicht mehr. Das neue Gebäude ist im Stil dem alten nachempfunden. Hier war zunächst die Sozialstation Barmstedt untergebracht, heute ist hier das Kirchenbüro.

Das Amt Rantzau besteht in seinem heutigen Umfang erst seit 1948. Vorher war das Kirchspiel Barmstedt ab 1.4.1889 in drei Amtsbezirke unterteilt. Den ersten Amtsbezirk bildete Lutzhorn mit Lutzhorn, Gr. Offenseth, Kl. Offenseth, Bokholt und dem Forstbezirk Rantzau; den zweiten Hemdingen mit Hemdingen, Langeln, Heede und Bilsen; den dritten Bevern mit Bevern, Ellerhoop, Seeth Ekholt, Kölln-Reisiek und Bullenkuhlen.

Diese Bezirke wurden nach 1945 wieder aufgelöst. Aufgrund der Amtsordnung in Schleswig-Holstein entstand das Amt Rantzau am 1.4.1948 mit den Gemeinden Bevern, Bilsen, Bokholt-Hanredder, Bullenkuhlen, Ellerhoop, Gr. Offenseth-Aspern, Heede, Hemdingen, Langeln und Lutzhorn.

Das heutige Amt Rantzau, dahinter das Kirchenbüro

Für gut ein Jahr war das Amt in der ehemaligen Genossenschaftsmühle, Nappenhorn (am Bahnhof), untergebracht. Die ersten Sitzungen des Amtsausschusses fanden in der früheren Gastwirtschaft von Böttcher „Zum ländlichen Verkehr“ in Barmstedt, Mühlenstraße, statt. 1949 erfolgte der Umzug in die ehemalige Landsparkasse, später Kreissparkasse bis 1943 (Reichenstraße 4), heute Uhrmachergeschäft Raven. 1953 konnte schließlich das Haus von Dr. Frieben in der Chemnitzstr. 30 zunächst angemietet und 1957 gekauft werden. Der Kaufpreis betrug damals 38.000,– DM.

Das Amtsgebäudes wurde in den Jahren 1982/83 erweitert. Dieses Bauvorhaben kostete insgesamt etwa 900.000,– DM.

Der Name das Amtes Rantzau stützt sich auf die ehemalige Herrschafts- und Verwaltungsinstitution der Grafen von Rantzau, wenn auch das umfasste Gebiet heute sehr viel geringer ist. Damals gehörte auch noch Elmshorn mit Raa-Besenbek und Barmstedt dazu. Vorbild für das Amtswappen ist das Wappen der Reichsgrafen zu Rantzau von 1650.

Adressbuch von 1926

Strasse Name Vorname Titel/Stand Beruf Telefon
Chemnitzstraße 1 Glismann Johannis Kaufmann
Chemnitzstraße 2 Hagelstein Emil Arbeiter
Chemnitzstraße 2 Helms Anna Wwe. Arbeiterin
Chemnitzstraße 2 Kühne Rudolf Arbeiter
Chemnitzstraße 2 Kühne Wilhelm Sen. Schuhmacher
Chemnitzstraße 2 Kühne Wilhelm Jun. Arbeiter
Chemnitzstraße 2 Meinicke Gustav Lokomotivführer a. D.
Chemnitzstraße 2 Meinicke Otto Arbeiter
Chemnitzstraße 3 Schuldt Johannis Korbmacher
Chemnitzstraße 4 Lindemann Rebecka Wwe.
Chemnitzstraße 4 Lindemann Richard Ingenieur
Chemnitzstraße 5 Burs Otto Photograph
Chemnitzstraße 5 Glismann Adolf Kaufmann
Chemnitzstraße 6 Claußen Johann Gastwirt
Chemnitzstraße 6 Schmidt Anton Dr. med.
Chemnitzstraße 6 Thansen Wilhelm Dentist
Chemnitzstraße 7 Glismann Heinrich Maurer
Chemnitzstraße 8 Beuck Adolf Sen. Viehhändler
Chemnitzstraße 8 Beuck Adolf Maschinenbauer
Chemnitzstraße 8 Winterberg Franz Arbeiter
Chemnitzstraße 9 Humburg Meta
Chemnitzstraße 9 Humburg Otto Landwirt
Chemnitzstraße 10 Knorre Wilhelm Schneider
Chemnitzstraße 11 Schulz Walter Beamter i. R.
Chemnitzstraße 12 Normann Maria Wwe.
Chemnitzstraße 12 Springer Karl Lederhändler
Chemnitzstraße 13 Beine Abbe Pastor
Chemnitzstraße 13 Beine Gerhard Ober-Steuersekretär a. D.
Chemnitzstraße 14 Thies Johann Händler
Chemnitzstraße 14 Thies Otto Kaufmann
Chemnitzstraße 14 Thies Paul Stricker
Chemnitzstraße 15 Alpens Heinrich Rektor
Chemnitzstraße 16 Schwennsen Dorothea Wwe.
Chemnitzstraße 16 Schwennsen Heinrich Lehrer
Chemnitzstraße 17 Ackermann Carl E. Fabrikdirektor
Chemnitzstraße 18 Frieben Albert Dr. med.
Chemnitzstraße 18 Schlüter Alwine Hausdame
Chemnitzstraße 18 Sommer Helene Hausdame
Chemnitzstraße 19 Ehmke Johannis Gastwirt
Chemnitzstraße 19 Pohlmann Wilhelm Arbeiter
Chemnitzstraße 19 Schippmann Richard Geschäftsgehilfe
Chemnitzstraße 20 Heinrich Wilhelm Seilermeister
Chemnitzstraße 20 Heinrich Wilhelm Seiler
Chemnitzstraße 21 Bauer Adolf Kunstmaler
Chemnitzstraße 21 Bauer Grete Hebamme
Chemnitzstraße 21 Walther Sophie Wwe.
Chemnitzstraße 22 Decde Theodor Bäcker
Chemnitzstraße 22 Hamann Katharina Wwe.
Chemnitzstraße 22 Walther Carl Bäckermeister
Chemnitzstraße 23 Butenop Hermann Polsterei
Chemnitzstraße 23 Butenop Willy Tapisserie

Quellen

  • „Historischer Streifzug durch die Straßen Barmstedts“ von Hans Dössel, bearbeitet von Rudolf Schröder und Hildegard Burchert aus der Broschüre „850 Jahre Barmstedt“ (Hrsg. Stadt Barmstedt), 1989
  • Ausstellung und Bilder im Humburg-Haus (Utlucht, Eingangsbereich)
  • Barmstedter Zeitung
  • Archiv Eva und Peter Steenbuck
  • Adressbuch ‚Kreis Pinneberg‘ 1926
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