Der Übergang zur Neuzeit: Humanismus und Renaissance

Allgemeine Entwicklungen vom 15. bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts

Bevölkerung wächst wieder: Die Bevölkerungszahl entwickelte sich nach Abklingen der großen Pestepidemien der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, trotz neuer Seuchen 1451 und 1463, bis zum Beginn des 30-jährigen Krieges im Jahr 1618 wieder aufwärts. Dann jedoch verlor Europa durch immer wiederkehrende Kriegszüge von marodierenden Landsknechtsarmeen und Seuchen rund ein Drittel seiner Bevölkerung.

Landleben um 1470

Soziale Umschichtungen: Diese demografische Entwicklung fand ebenso in Schleswig-Holstein statt. Wegen der Pest waren im 14. Jahrhundert große Teile der überlebenden Landbevölkerung in die Städte geflüchtet, so dass ganze Landstriche verödeten und die landwirtschaftliche Produktion stark sank. Die soziale Differenzierung nahm hierduch stark zu. Denn die aufgrund der Bevölkerungsverluste frei gewordenen Bauernstellen fügte in der Regel der Adel seinem Hofland hinzu, so dass die Entwicklung der Gutswirtschaften beschleunigt wurde. Besonders in Ostholstein wuchs eine fast flächendeckende adlige Grundherrschaft heran, die sich zunehmend in wenigen Adelsfamilien konzentrierte. Um 1600 war etwa die Hälfte der Bauernstellen in Holstein im Besitz adliger Güter. Auf diesen Gutswirtschaften wurden zunehmend dienstpflichtige Kätner angesiedelt, wodurch eine neue Schicht – die zukünftigen Leibeigenen, ab 1614 als Rechtszustand festgelegt – unterhalb der Bauern entstand. Diese gutsuntertänige Landbevölkerung gliederte sich in Hufner, Kätner und Insten, die in unterschiedlichem Maße Hand- und Spanndienste zu leisten hatten. Der Adel hatte – ebenso wie die Klöster – nach 1500 zusätzlich durch die guten Absatzbedingungen für Agrarprodukte in Westeuropa verstärkte Anreize, sich der Landwirtschaft zu widmen. Die Preise stiegen teils um das Vierfache.

Die soziale Struktur in Westholstein, v.a. den Marschgebieten, unterschied sich von Ostholstein stark. Hier auf der Geest waren die Bauern zwar frei, waren jedoch Hintersassen der Lehnsherrschaft mit unterschiedlicher Abgabenverpflichtung und Frondiensten. In der Marsch gab es Güter mit zugehörigen Dörfern, es überwogen aber grundbesitzende freie Bauern, die sich im Laufe der frühen Neuzeit durch Besitzkonzentration und Bevölkerungszunahme zunehmend in Großbauern und kleine (Kätner) und kleinste (Häusler) bäuerliche Existenzen gliederten. In Barmstedt gab es viele zu Hand- und Spanndiensten verpflichtete Bauern. Hier gab es den herrschaftlichen Hof, dessen Vorwerk entsprechend einem Gutshof betrieben wurde.

Abgaben werden an den Fronherrn übergeben

Viehtrift auf dem Ochsenweg

Der Ochsenweg durch Jütland: Während des 16. und 17. Jahrhunderts war es v.a. auch die Rinderzucht, die hohe Profite abwarf. Jütische und schleswigsche Gutsherrn boten in immer größerer Stückzahl Ochsen an, die von Aufkäufern auf dem alten jütischen Heerweg in Herden von 50 bis 1000 Tieren bis zur Unterelbe getrieben und dort weiterverkauft wurden. Dieser Ochsenweg, auf Plattdeutsch „Ossenpadd“ führte von Viborg in Dänemark über Flensburg, Schleswig nach Rendsburg, wo sich der Weg verzweigte.

In Itzehoe mündeten gleich drei Wege, nämlich der westliche Heerweg über Heide, Albersdorf und Kaaksburg, der Schleswiger Heerweg über Hohenweststedt und ein weiterer von Ostholstein über Bad Segeberg, Bad Bramstedt, Mühlenbarbek und Oelixdorf. An der Störschleife wurden sie auf riesigen Ochsenmärkten verkauft und auf dem Wasserweg Stör – Unterelbe – Schwinge bei Stade wieder an Land weitertransportiert und Heeslingen, Verden, Minden, Paderborn zum Rhein oder zum Main gebracht. (Norddt.Rundschau 25.09.2012)

Andere Ochsenherden wurden nach Hamburg (Ochsenzoll) oder Wedel getrieben, wo sie über die Elbe geschifft und bis in die Niederlande weiterverkauft wurden. Die Westroute führte über Itzehoe und Elmshorn und dann von der Hetlinger Schanze über Lühesand nach Niedersachsen, die Ostroute über Bramstedt nach Hamburg.

Eine Nebentrift dieses Ochsenweges von (Bad) Bramstedt, wo der große Marktplatz mit dem Roland v.a. dem Viehhandel diente, nach Uetersen führte auch durch Barmstedt, wo die Straßenbezeichnung „Kuhberg“ noch heute an die regelmäßigen Ochsenmärkte erinnert. Die Tiere sollen noch im 19. Jahrhundert in dichter Reihe von der Kirche bis zum Kuhberg aufgestellt und zum Kauf angeboten worden sein.

Die von den Landesherren geförderten Städte hatten für die wirtschaftliche Struktur des Umlandes erhebliche Bedeutung, weil der Marktzwang galt und hier die Handwerker konzentriert wurden. Lübeck und Hamburg dominierten den Fernhandel. Nur hier gab es nennenswerten Exporthandel. Lübeck verlor aber stark an Bedeutung, u. a. durch die zunehmende Bedeutung des Atlantik- und Fernosthandels nach den Entdeckungen, Eroberungen überseeischer Gebiete und den Aufbau von Handelskompanien,v. a. in den Niederlanden und England. (Bohn, S. 37f)

Itzehoe um 1600 (Braun/Hogenberg)

In der Schauenburgischen Grafschaft Pinneberg, zu der das Amt Barmstedt gehörte, gab es keine Stadt. Der Flecken Altona hatte nur durch seine Nachbarschaft zu Hamburg mittelbar an dieser Entwicklung der Städte teil. Die Städte, die den Kirchspielen Barmstedt und Elmshorn am nächsten lagen, waren Krempe und Itzehoe. Itzehoe hatte bereits früh, nämlich im Jahre 1238, Stadtrechte erhalten, Zollfreiheit und Stapelrecht. Handel wurde außer mit Ochsen hauptsächlich mit Salz, Tuchen und Getreide getrieben.

Buchdruck

Buchdruck: Um 1450 entwickelte Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, in Mainz den Buchdruck mit beweglichen Metalllettern, was für die folgenden 500 Jahre für das sich explosionsartig in ganz Europa ausbreitende Druckwesen, die sich damit allmählich entfaltende Öffentlichkeit, die Alphabetisierung immer größerer Bevölkerungskreise, das Bildungswesen, Kultur, Wissenschaft, die Papierindustrie, v.a. aber auch Religion und Politik prägend wurde. Seit dem 14. Jahrhundert hatte das billigere Papier (aus Lumpen) das Pergament aus Tierhäuten nach und nach verdrängt, so dass überhaupt erst eine massenhafte Verbreitung von Texten und Bildern möglich wurde. Zunächst wurden religiöse Kleindrucke, wie Ablassbriefe und Heiligenkalender verkauft, aber schon in den ersten Jahren entstand die berühmte Gutenberg-Bibel. Ohne diese Erfindung hätten sich der Humanismus als geistige Strömung und die Reformation als religiös-politische Bewegung nicht annähernd so schnell durchsetzen können. Die Illustrationen wurden als Holzschnitte beigefügt.

Der Humanismus als geistige Strömung breitet sich aus: Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 kamen byzantinische Gelehrte und griechische Handschriften in den Westen. Dadurch wurde der volle Kanon des humanistischen Bildungsgutes der Antike bekannt. Das Studium der antiken Literatur und Philosophie galt für Gelehrte fortan als unübertrefflich. Der schöpferische Mensch als Ebenbild Gottes wurde gegen den von Erbsünde belasteten mittelalterlichen Typus gestellt. Erasmus von Rotterdam (1466-1543) wirkte als bedeutender niederländischer Gelehrter und war die Hauptfigur des Humanismus dieser Zeit. Er korrespondierte mit fast allen Gelehrten seiner Zeit. Er setzte sich auch mit Luther auseinander, bejahte seine Thesen aber nur teilweise. Er war befreundet mit Thomas Morus (1478-1535), dem Verfasser der „Utopia“ und Lordkanzler unter Heinrich VIII, der im Tower von London hingerichtet wurde, weil er es ablehnte seinen König als Oberhaupt der Kirche anzuerkennen.

Breitenburg bei Itzehoe

Als bedeutendster Humanist im Norden galt Heinrich Rantzau, der als dänischer Diplomat, Geschäftsmann und reicher Landedelmann 71 Schlösser und Herrenhäuser besaß, die er großenteils im Renaissancestil selbst hatte errichten lassen. In der von seinem Vater Johann Rantzau übernommenen Breitenburg, die er vergrößert hatte und prächtig ausbauen ließ, besaß er eine berühmte Bibliothek und korrespondierte von hier mit Künstlern und Wissenschaftlern in ganz Europa. (Degn, S.122)

Reformation: Von Mitteldeutschland ausgehend verbreitete sich ab 1517 die durch Martin Luther angestoßene Reformation – gefördert durch soziale Krisen, politische Differenzen und das neue Medium, den Buchdruck – sehr schnell im ganzen deutschsprachigen Raum. In der Schweiz gab es durch Zwingli und Calvin eine entsprechende protestantische Bewegung und in England eine durch König Heinrich VIII. selbst befohlene Abspaltung der Anglikanischen Kirche von Rom.

Die Hexenverfolgungen verbreiteten sich jetzt in ganz Europa.
Für Barmstedt sind mehrere Fälle aus der Zeit um 1600 überliefert und relativ ausführlich dokumentiert. (1)

Hans Holbein: Deutscher Kaufmann in London

Kultur/Kunst der Renaissance: Auch in der Kunst wurde die zunehmende Beschäftigung mit der Antike üblich, daher wird diese Epoche Renaissance genannt. In Italien wirkten Leonardo da Vinci (1452-1519), Tizian (1477-1576), Michelangelo (1475-1564) und wurden schnell berühmt. In Deutschland wurden v.a. Albrecht Dürer aus Nürnberg (1471-1528), Lucas Cranach der Ältere (1472-1553) und der Jüngere (1515-1586) und Hans Holbein (1497-1543) wichtig. In der Architektur wurde ebenfalls die Formensprache der Antike wiederbelebt. Als neue Technik der Reproduktion entstand in Italien der Kupferstich, zunächst zur Vervielfältigung anderer Gemälde und Skulpturen, so dass sich Bildideen und Bildmotive schnell in ganz Europa verbreiteten. Meisterhaft entwickelt wurde diese Technik in Deutschland durch Albrecht Dürer, dessen Bild Ritter, Tod und Teufel durch die Fülle anatomischer und landschaftlicher Details, aber auch durch die Vielfalt an Symbolen bekannt und für die Kunstauffassung der Renaissance typisch ist.

Eine weitere wichtige Anwendung des Kupferstichs war die Kartographie, die wiederum für die Ende des 15. Jahrhunderts beginnende rasante Erforschung bisher unbekannter Weltteile von entscheidender Bedeutung war.

Bahnbrechende Entdeckungen in Geografie, Wirtschaft und Politik: Die Welt wurde schon länger nicht mehr als Scheibe, sondern als Kugel gesehen. Ende des 15. Jahrhunderts wurden Weltgloben mit den Erdteilen Europa, Asien und Afrika gebaut. Der Nürnberger Martin Behaim schuf 1492 den ersten noch erhaltenen. Im gleichen Jahr entdeckte Kolumbus für die spanische Krone Amerika, wähnte sich aber in Indien. Die Spanier hatten im gleichen Jahr durch die Einnahme von Granada (Reconquista) die letzte maurische (muslimische) Bastion auf der iberischen Halbinsel besiegt. In schneller Folge wurden jetzt immer neue Entdeckungen von Erdteilen und Seewegen gemacht. Antrieb war für die Finanziers dieser Expeditionen in allen Fällen der Versuch, einen neuen Weg zu den Gewürzinseln in Indien, den Molukken, zu finden, der durch die muslimische Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 für die europäischen Händler versperrt war. Der direkte Weg dorthin versprach für die seefahrende Nation großen Reichtum, weil der türkische, persische, arabische und venezianische Zwischenhandel so ausgeschaltet werden konnte. Portugal hatte unter Heinrich „dem Seefahrer“ die nautischen und logistischen Voraussetzungen für die Umrundung Afrikas geschaffen, aber erst Vasco da Gama fand 1497 den Weg nach Indien, 1500 entdeckte Cabral Brasilien. 1519 findet Magellan den Weg südlich um Feuerland herum in den Stillen Ozean. Der Papst hatte schon 1494 im Vertrag von Tordesillas die gesamte unentdeckte Welt unter die beiden Königreiche Spanien und Portugal aufgeteilt, so dass jedes entdeckte Land gleichzeitig neues Staatsgebiet und neue Untertanen bedeutete und nach innen beherrscht, nach außen gegen Konkurrenz anderer Nationen verteidigt wurde. Die Wege dorthin wurden mit einer geschlossenen Kette eigener Stützpunkte abgesichert.

Eine wirtschaftliche Folge der Eroberung Amerikas war, dass Spanische Konquistadoren jährlich bis zu 220 Tonnen Silber aus südamerikanischen Minen nach Europa brachten, die Hälfte davon aus dem Cerro Rico bei Potosi/Bolivien. (Hierbei starben Tausende Indios in Bergwerken, u.a. an Quecksilbervergiftung). Die teils schon dort geprägten Reales dienten dem spanischen Hof zur Finanzierung ihrer Armada und des prächtigen Hofstaats, die Luxuswaren wurden u.a. in Frankreich, Italien, England und Deutschland gekauft und führten dort zu einem Aufschwung von Handel und Gewerbe. So verteilte sich das Silber in ganz Europa (Fugger in Augsburg, Genua, Venedig). Es kam nach und nach zu starken Preissteigerungen, die 1570 die Kaufkraft einfacher Lohnbezieher um die Hälfte reduzierten und gleichzeitig Spekulationen lukrativ werden ließen, z.B. 1565 in Antwerpen. Auch Fürstenhöfe brauchten jetzt mehr Geld, was zu Steueranhebungen für das einfache Volk führte. Philipp II. erklärte dreimal den Staatsbankrott: 1557, 1575, 1596. Die Zahl der Bettler und Vagabunden nahm stark zu.

Reformen im Heiligen Römischen Reich: Im Reich lag die Königswürde seit 1438 beim Haus Habsburg, das diese bis zum Ende des Reichs 1805 fast ununterbrochen behielt. 1495 wurde eine Reichsreform unter Kaiser Maximilian I. (dem letzten Ritter) eingeleitet, die – auf Druck der Reichsstände – mit dem Ewigen Landfrieden ein absolutes Verbot des mittelalterlichen Fehderechts vorsah, was aber nicht verhinderte, dass noch bis ins 16. Jahrhundert hinein bewaffnete Selbsthilfe ausgeübt wurde. Außerdem wurde eine reichsweite Steuer unter dem Namen Gemeiner Pfennig eingeführt. Das Reichskammergericht, die Reichskreise und die Reichstage bildeten sich zu allgemeinen Institutionen heraus. 1519 wurde Karl V. zum Römisch-Deutschen König ernannt, die Wahl war durch die Fugger finanziert worden. Karl V. nannte sich 1520 „erwählter“ Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wurde aber erst 1530 als letzter römisch-deutscher Kaiser durch den Papst gekrönt.

In Italien lag die politische Macht neben dem Papst bei den städtischen Adelsrepubliken (Venedig, Florenz, Mailand etc.). Als Theoretiker des modernen Staates wurde Niccolo Machiavelli (1469 bis 1527) und sein Werk „Il Principe“ („Der Fürst“) weltberühmt.

In England bestieg mit Heinrich VIII. 1509 zum ersten Mal seit fast 100 Jahren ein Herrscher ohne Blutvergießen den Thron und führte in seiner Auseinandersetzung mit dem Papst um die Scheidung von seiner Frau die Anglikanische Kirche ein.

Dänemark wurde seit 1448 von der (noch heute amtierenden) Dynastie der Oldenburger regiert. Noch bis 1523 bestand die Kalmarer Union, durch die der dänische König gleichzeitig Oberhaupt von Dänemark, Norwegen und Schweden war.

Seit dem Vertrag von Ripen im Jahre 1460 war der dänische König auch gleichzeitig Herzog von Schleswig und Graf (seit 1474 Herzog) von Holstein. Durch diese Urkunde wurde staatsrechtlich eine Realunion zwischen dem dänischen Lehen Schleswig und dem deutschen Reichslehen Holstein begründet. Die Wahl Christians I. war neben dem dänischen Adel auch duch die Ritterschaft von Schleswig und Holstein erfolgt, die nördlich und südlich der Eider Land und Herrschaftsrechte besaßen. Sie wollten trotz unterschiedlicher persönlicher Bindungen nach Dänemark oder nach Deutschland nur einen Landesherrn anerkennen und hatten durch den Ripen-Vertrag weitgehende politische und wirtschaftliche Privilegien sowohl gegenüber dem König als auch gegenüber ihren Bauern durchsetzen können. Die Formel der Ritterschaft „Up ewig ungedeelt“ und die Personalunion in der Landesherrschaft mit Dänemark galten von jetzt an über 400 Jahre bis 1864. Die finanziellen Entschädigungen Christians für die übrigen Erbberechtigten, u.a. den Schauenburg-Pinnebergischen Grafen, konnte dieser nur mit hohen Krediten seitens des schleswig-holsteinischen Adels leisten, da er sich verpflichten musste, diese großen Geldsummen nicht durch Steuern zu erheben. Er konnte 1474 bei Kaiser Friedrich III. erreichen, dass dieser die Grafschaft Holstein zum Herzogtum erhob und damit zum reichunmittelbaren Lehen. Gleichzeitig erreichte er auch, dass die Oberherrschaft über Dithmarschen, das praktisch eine Bauernrepublik war, vom Erzbistum Bremen an Holstein fiel. Damit hatte er jedoch noch nicht die tatsächliche Macht durchgesetzt. (Bohn, S. 40)

Die Grafschaft Holstein-Pinneberg blieb außerhalb dieses von Kopenhagen aus regierten könig-herzoglichen Riesenreichs. Der letzte verbliebene Schauenburger in Bückeburg an der Weser, Otto II., war nach dem Tod Adolf VIII., des letzten Schauenburger Herzogs, nur für die Grafschaft Holstein erbberechtig gewesen und war deshalb von den Ständen als neuer Herzog abgelehnt worden. Er regierte seine kleine Herrschaft Pinneberg fortan von Bückeburg aus und ließ sie von einem Drosten verwalten. An den Ständeversammlungen für die Herzogtümer Schleswig und Holstein nahm er nicht mehr teil. Der nördliche Bereich dieser kleinen Grafschaft wurde vom Amtmann auf dem Haus Barmstedt verwaltet.

Dithmarscher Bauernrepublik verteidigt noch einmal ihre Unabhängigkeit

Gleich zu Beginn des Jahrhunderts, am 17. Februar 1500, machte der Nachfolger Christians I., Johann, den Versuch, die Oberherrschaft über Dithmarschen auch praktisch durchzusetzen. In der Schlacht bei Hemmingstedt befehligte er zusammen mit seinem Bruder Friedrich von Gottorf ein Heer aus Schleswig-Holsteinischer Ritterschaft, einem Söldnerheer (Schwarze Garde), einer Landwehr aus den Herzogtümern gegen ein weit unterlegenes Bauernheer der Dithmarscher. Nachdem das königliche Heer die wehrlose Meldorfer Bevölkerung brutal abgeschlachtet hatte, konnten die republikanischen Bauern durch Fluten der Marschen die schwer gepanzerten Gegner vollständig schlagen und behielten dadurch noch für 59 Jahre ihre Unabhängigkeit.

Reformation und Renaissance in Holstein ab 1500

Mit dem Thesenanschlag von Wittenberg im Jahre 1517 leitete der Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) die Reformation im deutschsprachigen Raum ein. In Zürich wurde Ulrich Zwingli (1484-1531) wichtigster Reformator, in Frankreich und Genf später Johannes Calvin (1509-1564). Diese beiden waren die prägendsten Persönlichkeiten der späteren Reformierten Kirchen.

Martin Luther
Johannes Bugenhagen, der Reformator des Nordens

Luther wird gebannt: Auf dem Reichstag zu Worms (1521) wurde Martin Luther zu seinen reformatorischen Thesen befragt und, da er von seinen Auffassungen nicht abrückte, in der Folge mit der päpstlichen Bannbulle exkommuniziert und mit der Reichsacht belegt. Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise schützte ihn durch eine vorgetäuschte Entführung auf die Wartburg.

Sympathien für Reformation im Norden: Anwesend auf dem Reichstag zu Worms waren auch der spätere dänische König Christian III., jetzt noch als Sohn des Gottorfer Herzogs Friedrich I., zusammen mit seinem Hofmeister Johann Rantzau, die von Luther sehr angetan waren. Christian sorgte in der Folge dafür, dass die Reformation zunächst in seinem Amt Hadersleben, ab 1537 in Dänemark und 1542 in den Herzogtümern Schleswig und Holstein eingeführt wurde. Sein geistlicher Ratgeber war Johannes Bugenhagen, der schon 1529 für Hamburg eine Kirchenordnung ausarbeitete. Calvin arbeitete 1541 die Genfer Kirchenordnung und den Genfer Katechismus aus. Der Sohn Johann Rantzaus, Heinrich, war als 12-Jähriger zum Studium nach Wittenberg geschickt worden und hier oft Tischgast bei Luther und Melanchthon. Beide Rantzaus waren später starke Befürworter der Lutherschen Reformation.

Grafschaft Pinneberg bleibt katholisch: Die Schauenburger Grafen in Bückeburg blieben dagegen bei der katholischen Kirche. Der zur Zeit des Wormser Reichtags regierende Graf Adolf XII. wurde 1546 sogar Erzbischof im katholischen Köln. Der ihm als regierender Graf folgende Otto IV. ordnete erst nach dem Tod Karls V. die Einführung der Reformation an, 1559 in seinen Stammlanden an der Weser und 1561 in der Grafschaft Pinneberg.

Johann Rantzau und die Reformation

Johann Rantzau

Johann Rantzau (1492-1565) war wie zuvor sein Vater, Heinrich Rantzau (1437-1497), Amtmann auf der Steinburg bei Itzehoe geworden. Er hatte als Hofmeister – also als Lehrer und Erzieher – des dänischen Thronfolgers Christian III. mit diesem zusammen den Reichstag zu Worms besucht. 1522 kaufte er die Störniederung in der Nähe Itzehoes, die nach einer Sturmflut 1521 verödet war, vom Kloster Bordesholm und ließ dort ab 1530 die Breitenburg bauen, „die festungsartig geschützte, stattlichste Adelsburg des Landes“ (Degn, S. 122) Er war verheiratet mit Anna Walstorp (ca. 1510-1582), vermählt 1523.

Bauernkriege in Süddeutschland (1524-26) Die sozialen Unruhen aufgrund der immer stärker drückenden Lasten und Pflichten für die Bauern mündeten – auch aufgrund der Lutherschen Flugschrift von der „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ – in gewaltsame Aufstände. Während sich Luther distanzierte, war eine der Leitfiguren dieser Aufstände der glühende Luther-Anhänger Thomas Müntzer, der in Thüringen zu gewaltsamen Aufständen aufrief. Die Bauernhaufen wurden schnell von der vereinten Fürsten- und Adelsmacht brutal niedergeschlagen, und zwar sowohl in evangelischen als auch in katholischen Territorien. Luther schlug sich in der Folge deutlich auf die Seite der Fürsten durch den Leitsatz „Seid untertan der Obrigkeit!“

Johann Rantzau wird unverzichtbarer Feldherr gegen abgesetzten König, aufständische Bauern und die Lübecker: 1523 stellte sich Johann Rantzau hinter den gerade zum dänischen König gewählten Friedrich I. (den ehemaligen Gottorfer Herzog Friedrich) und damit gegen Christian II., seinen Neffen, der vom dänischen Reichsrat und den schleswig-holsteinischen Ständen wegen starken Misstrauens in seine bauernfreundliche und gleichzeitig die Privilegien von Adel und Geistlichkeit bedrohende Politik abgesetzt worden war. Im April 1523 führte Johann Rantzau als Feldherr ein Heer gegen Kopenhagen und erzwang nach längerer Belagerung am 6. Januar 1524 die Kapitulation Christians.Der Adel ließ sich die Unterstützung Friedrichs auf dem Kieler Landtag 1524 durch neue Privilegien gegenüber seinen Hintersassen honorieren. Christian suchte nun Unterstützung beim einfachen Volk, unterstützte deren Forderungen gegen Adel und Geistlichkeit und ließ das Neue Testament in dänischer Sprache drucken. Lucas Cranach lieferte dazu einen Holzstich. Es kam im April 1525 – wie in Süddeutschland – zu einem Bauernaufstand unter Führung von Søren Norby in Schonen. Dieser wurde von dem Heer unter Johann Rantzau geschlagen. Christian II. wurde in Sonderburg eingekerkert. Als nach dem Tod König Friedrichs die Thronfolge umstritten war wegen der Bewerber Christian II. (ehemaliger König), Christian III. (Sohn des verstorbenen Königs Friedrich und sein ehemaliger Zögling) und eines weiteren Kandidaten stellte Johann Rantzau sich auf die Seite seines ehemaligen Schülers. 1534 kam es wieder zu einem Bauernaufstand unter Skipper Clement, den Johann niederschlug, gleichfalls siegte er in der Grafenfehde gegen die Lübecker unter Wullenwever 1534. Für seine Erfolge als Feldherr und führende Persönlichkeit der Ritterschaft wurde er durch die beiden Könige, denen er zur Macht verholfen hatte, reichlich belohnt und mit einträglichen Ämtern belehnt. Das wichtigste war dabei die [Statthalterschaft] für Schleswig und Holstein. Er konnte auch wie andere Adlige die Finanznot der von Kriegssteuern belasteten Kirche nutzen, die diese seit der mit der Reformation verbundenen Säkularisierung zu zahlen hatten, und große Ländereien erwerben. (Degn, S. 122)

Aus dieser Zeit stammt das – heute noch gesungene – dänische Volkslied Skibber Clement Morgensang, dessen Übersetzung etwa folgendermaßen lautet (3):

  1. Schirmt Euer Haus mit Gruben und Planken, schärft Eure Sensen glitzern und blank, fürchtet nicht Rantzaus schwarze Armee. Seide muss der Bauernkleidung weichen. Bauern, Zimmerleute, Jütländische Knechte, jetzt werden wir siegen im Krieg des Grafen(Rantzau).
  2. Hinter den funkelnden Helmen der Reichen – verstecken sich vor Angst zitternde Schelme. Der Teufel selbst hat sie scheinbar versorgt – mit schönen Rüstungen, Schilden und Böden und Münzen.
  3. Die tauschen Menschen für Geld, das Tor zur Freiheit öffnen und schließen die, die binden und martern euch mit Erbe und Schulden – der Boden, als wenn sie ihn selbst geschaffen hätten.
  4. Sie sagen dass Reichtum nur für die Reichen ist. Die Bibel sagt aber etwas anderes. Ohne Boden zu besitzen, wanderte Gottes Sohn, er holte sich nicht bei den Reichen seinen Lohn.
  5. Die schädlichen schwarzen Kittel der Kirche (die Pastoren) – sollen sich vor dem Lachen der Mädchen schützen. Die schönen Herren (die adligen Herren) in ihren farbigen Uniformen – werden jetzt auf den dänischen Mann treffen.
  6. Der Hahn hat dreimal gerufen, haltet Stand, wir sind die Vielen (in Überzahl). Die Zukunft (die Geschichte) soll nicht über uns sagen können, dass Reichtum uns geknechtet hat, ohne dass wir gekämpt haben.

Johann Rantzau nahm später wegen zunehmender Interessengegensätze mit Christian III. seinen Abschied, ließ es sich aber nicht nehmen, im Jahre 1559 den Oberbefehl zur Zerschlagung der Dithmarscher Bauernrepublik zu übernehmen.

Auf dem Augsburger Reichstag von 1530 wurde Kaiser Karl V. von den lutherischen Reichsständen die von Melanchthon und Brenz verfasste grundlegende Bekenntnisschrift Confessio Augustana dargelegt. Sie war als Verteidigungsschrift formuliert und sollte die Kirche als Ganzes reformieren, wurde aber von päpstlicher Seite bekämpft. Auf dem Reichstag wurde ebenfalls die Peinliche Halsgerichtsordnung Karls V. (Constitutio Criminalis Carolina) beschlossen, zwei Jahre später trat sie für das gesamte Reichsgebiet in Kraft. Damit wurden anstelle mittelalterlicher Rechtsordnungen (v.a. Sachsenspiegel) feste Regeln für Strafprozesse (Inquisitionsprozess – Richter zugleich Ankläger) und Strafen eingeführt, v.a. bei Kapitalverbrechen (Mord, Totschlag, Räuberei, Vergewaltigung, Brandstiftung, Verrat, Münzfälschung, Bruch der Urfehde, Diebstahl, Zauberei). Folter wurde jetzt wichtiger als vorher, weil nur ein Geständnis (Urgicht) zur Verurteilung führen durfte, wenn die gleichlautende Aussage zweier Zeugen fehlte. Vorher waren wichtige Beweismittel Reinigungseid, Leumundszeugen, Gottesurteil.

Der Galgenberg: Bei Barmstedt gab es zu dieser Zeit eine Gerichtsstätte. Auf der Landtafel des Daniel Freese sind Hügel mit Galgen eingezeichnet, die möglicherweise den Straßennamen Galgenberg erklären können. In Itzehoe gibt es bis heute ein besonders großes Hügelgrab der Bronzezeit, auf dem für jeden Gerichtsbezirk ein Galgen stand.

Anglikanische Kirche: 1531 weigerten sich die englischen Bischöfe auf Wunsch ihres Königs, die Autorität des römischen Bischofs weiterhin anzuerkennen, nachdem dieser die Ehe Heinrichs VIII. mit Katharina von Aragon nicht annullieren wollte. Dadurch kam es zur Englischen Reformation und Gründung der Anglikanischen Kirche.

1542 nahm der Landtag die evangelische Kirchenordnung Bugenhagens (Ordinatio ecclesiastica) für die Herzogtümer an.

Aufteilung der Herzogtümer: 1544 wurden die Herzogtümer Schleswig und Holstein gegen den Willen der Stände (Ritterschaft, Prälaten, Städte)in königliche (Christian III.), gottorfische (Adolf) und gemeinsam regierte Anteile zerlegt. Johann erhielt Sonderburg und Glücksburg, Friedrich wurde Bischof von Schleswig. Holstein blieb formell kaiserliches und Schleswig königlich-dänisches Lehen. Aus Verärgerung darüber nahm Johann Rantzau seinen Abschied. Die Grafschaft Pinneberg incl. des Amtes Barmstedt als Schauenburgischer Besitz blieb von der Aufteilung naturgemäß unberührt. Sie war jetzt allerdings umgeben von einem Flickenteppich von Zuständigkeiten.

Heliozentrisches Weltbild

Nikolaus Kopernikus (1473-1543), Frauenburger Domherr, Arzt, Mathematiker und Astronom beschreibt in seinem Werk De Revolutionibus Orbium Coelesticum, gedruckt 1543, das heliozentrische Weltbild. Dieses Buch wird zum Schlüsselwerk der „Kopernikanischen Wende“, die das mittelalterliche (Ptolemäische) Weltbild von der Erde als Zentrum des Weltalls endgültig verdrängt.

Der Augsburger Religionsfriede wurde 1555 als Reichsgesetz verabschiedet. Damit kam es zum vorläufigen Abschluss des Reformationszeitalters in Deutschland. Der Gleichheitsgrundsatzes zwischen den beiden Konfessionen evangelisch-lutherisch und katholisch wurde damit abgesichert und das Recht der Fürsten mit dem ius reformandi festgelegt: Jeder Fürst ist berechtigt, die Religion der Bewohner seines Landes vorzugeben. Gleichzeitig erhielten die Untertanen das Auswanderungsrecht zugesprochen mit dem ius emigranti, was in Teilen des Reichs Auswanderungswellen auslöste.

Philipp II. erbte 1556 nach dem Thronverzicht seines Vaters, Karl V., der ins Kloster ging, das Königreich Spanien, die amerikan. Kolonien, Niederlande, Burgund, Sizilien, Sardinien, Mailand (ab 1580 auch Portugal). Sein Onkel Ferdinand I., der schon 1531 römisch-deutscher König geworden war, erhielt 1558 die Kaiserwürde.

1559 Vernichtung der Dithmarscher Bauernrepublik unter Führung von Johann Rantzau. Die vereinten Truppen des dänischen Königs Friedrich II. , des Gottorfer Herzogs Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf und des Herzogs Johann von Schleswig-Holstein-Hadersleben griffen unter dem Oberbefehlshaber Johann Rantzaus (1492-1556) bei Albersdorf die Dithmarscher Bauernrepublik an. Im Unterschied zur Schlacht von Hemmingstedt 1500 siegten die Fürsten und unterwarfen Dithmarschen endgültig. Es wurde jetzt in drei Teile aufgeteilt, entsprechend dem jeweiligen Anteil der beteiligten drei Fürsten. Johann Rantzau hatte auch schon 1535 durch den Sieg bei Assens dem dänischen König Christian III. den Thron gerettet, war dann Statthalter in Schleswig-Holstein geworden.

Heinrich Rantzau / Reformation im Amt Barmstedt

Heinrich Rantzau

Heinrich Rantzau oder auch Ranzow (1526-1598), der Sohn von Johann Rantzau, war als Student häufiger im Hause Martin Luthers, später im Gottorfer Gefolge am Hof Karls V., dann Amtmann auf der Burg Segeberg und schließlich 1556 königlicher Statthalter in Schleswig und Holstein. Als solcher war er maßgeblich beteiligt am Feldzug gegen Dithmarschen, den er unter dem Pseudonym Christianus Cilicius Cimber beschrieb und das Buch dann in Basel veröffentlichen ließ.

Er war einer der wichtigsten Berater von drei dänischen Königen und erfolgreicher Ökonom. Als Gutsbesitzer profitierte er u. a. von der Preisrevolution des 16. Jahrhunderts, als Finanzier des dänischen Königs Friedrichs II. und großer Städte machte er Vermögen. Er ließ als erster in Schleswig-Holstein Kiefern anpflanzen, betrieb Schweinemast, viele Mühlen und verkaufte auf eigene Rechnung den Segeberger Gips. Er wurde so einer der reichsten Männer in den Herzogtümern und im dänischen Königreich.

Weit über die Landesgrenzen hinaus wurde er berühmt als Humanist und Förderer der Künste und Wissenschaften, korrespondierte mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten der Zeit und besaß eine Vielzahl von Schlössern und Herrenhäusern, von denen er die meisten selbst errichten ließ. Er lebte großenteils auf der vom Vater ererbten und von ihm gestalteten Breitenburg bei Itzehoe, einem repräsentativen Herrensitz im Stil der Renaissance. Die hier dargestellte Zeichnung stammt aus dem Jahre 1590. Hier ließ er ein von Säulen gerahmtes Portal, mit einem Podium für die öffentliche Rechtsprechung und einer Freitreppe, einen Treppenturm und eine astronomische Uhr bauen und vor dem Wassergraben einen Renaissance-Garten anlegen. Berühmt wurde seine über 6000 Bände umfassende Bibliothek, aus der er in seinem vielen gedruckten Werken und Briefen mit vielen Gelehrten seiner Zeit ausgiebig zitierte. Diese, wie das gesamte Schloss, wurden im 30-jährigen Krieg von den Truppen Wallensteins vernichtet.

Er kaufte auch den Stammsitz seiner Familie Gut Rantzau in Ostholstein und baute darauf eine Burg im italienischen Stil, die später barock überbaut wurde. Die meisten seiner Bauten existierten nicht lange, da er großenteils kein haltbares Material verwendete. Nach dem Tod Friedrichs II. stellte er sich der weiteren Zersplitterung der Herzogtümer entgegen und wurde 1598 vom neuen jungen König Christian IV. von allen Ämtern entbunden. Vom Maler Daniel Freese ließ er den Stammbaum der Familie Rantzau malen, der sich heute auf Gut Krengerup auf Fünen befindet. Sein Sohn Gerhard (Gert) wurde sein Nachfolger als Statthalter.

1556 endete der 60-jährige Krieg Spaniens mit Frankreich. 1562 wurde Maximilian II. König von Böhmen, dann Römisch-Deutscher König, 1562 folgte er Ferdinand I. als Kaiser.

Auch Barmstedt wird evangelisch: 1561 wurde die Reformation auf Anordnung des Schauenburger Grafen Otto IV. in der Grafschaft Pinneberg eingeführt. Alle Pastoren wurden auf das Schloss Pinneberg zitiert und empfingen dort aus den Händen des Drosten Hans Barner die neue Kirchenordnung mit der Weisung, sich danach zu halten. Als Pastoren des Amtes Barmstedt werden genannt Johann Vulensick (Barmstedt) und Steffen Möller (Elmshorn).

Amt Barmstedt ab 1564 vollständig im Schauenburgischen Besitz: 1564 verkaufte das inzwischen auch zum Luthertum übergetretene Hamburger Domkapitel seine Ansprüche aus Verpfändungen in den Kirchdörfern Barmstedt und Rellingen sowie die Kornrenten aus 24 Dörfern an das Schauenburger Grafenhaus. (2) Auch die Kirche ging in herrschaftlichen Besitz über und die Wassermühle neben dem Haus Barmstedt wurde zur Hausmühle, also Bestandteil des Hofes Barmstedte vor der Burganlage. Alle Bauern des Kirchspiels Barmstedt waren verpflichtet, hier ihr Korn gegen entsprechende Abgaben mahlen zu lassen. Sie hatten oft weite Wege zurückzulegen, denn zum Caspell Barmstedte (Schreibweise von 1600) gehörten alle unten aufgeführten Dörfer des heutigen Amtes Rantzau. Die Bauern des Elmshorner Kirchspiels hatten ihr Korn zur dortigen Mühle zu bringen (Dössel I, S. 55f). In der Kaufurkunde vom 30.11.1564 sind sämtliche Hufenstellen (Höfe) aufgelistet, deren Abgaben von jetzt an über das Amt Barmstedt und Pinneberg in die Bückeburger Kasse flossen. (Trede 1992, S.32)

Kleine Eiszeit: In Mitteleuropa herrschte von 1570 bis 1630 und dann von 1650 bis 1700 ein besonders kaltes Klima, als Teil der kleinen Eiszeit von etwa 1350 bis ca. 1880. (Im Mittelalter gab es eine Wärmeperiode von 950 bis 1250). Als Ursachen werden Veränderungen der Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche, seit Neuestem auch die Folgen eines Klimawandels diskutiert. Letzterer sei hervorgerufen worden durch die sich ausbreitende Bewaldung nach der hauptsächlich durch Krankheiten hervorgerufenen Ausrottung der indianischen Urbevölkerung in Amerika infolge der Entdeckung und Eroberung durch die Spanier. Die Folgen dieses Kälteeinbruchs, der zu verkürzter Vegetationsperiode und kalten, verregneten Sommern in Mitteleuropa führte, waren Hungerkatastrophen und soziale Krisen. Inwieweit sich einzelne Ereignisse wie der Dreißigjährige Krieg und die Französische Revolution auch darauf zurückführen lassen, wird derzeit in der Wissenschaft diskutiert. Ein besonders kalter Winter folgte 1683/84.

Winterlandschaft mit Eisläufern und Vogelfalle von Pieter Brueghel dem Jüngeren 1601

1581 Aufteilung des Haderslebener Anteils von Dithmarschen an Gottorf und Dänemark

1587 Hinrichtung von Maria Stuart (bis 1567 Königin von Schottland) wegen Hochverrats und Beteiligung an Mordanschlag auf Königin Elisabeth I., the Virgin Queen, von England.

Der dänisch-norwegische König Friedrich II. starb 1588, bis zur Regierungsübernahme seines noch minderjährigen Sohnes Christian IV. im August 1596 wurden die Regierungsgeschäfte von einem Regenten geführt. Die Königinwitwe versuchte die Herzogtümer unter ihre Söhne zu verteilen, wodurch sie in einen Konflikt mit der Ritterschaft geriet. Vor allem deren Wortführer, der Statthalter Heinrich Rantzau, versuchte dieses vehement zu verhindern.

1588 wurde die spanische Armada (Kriegsflotte) bei ihrem Angriff auf England durch Unwetter und die englische Flotte unter Charles Howard und Francis Drake besiegt. Das Elisabethanische Zeitalter von 1558 bis 1603 begründete die englische Seemacht durch Abenteurer wie Drake, die einen Teil des spanischen Kolonialreichtum durch Piraterie nach England bringen konnten und – auch aufgrund der starken Förderung durch die Krone – eigene neue Entdeckungen und die erste Weltumsegelung seit Magellan machen konnten.

Barmstedt und die Pinneberger Landtafel von Daniel Frese

Schloss in Bückeburg. Hier hängt das Original der Pinneberger Landtafel von Daniel Frese. Eine Kopie hängt im Pinneberger Kreishaus

1588 wird die Pinneberger Landtafel von Daniel Frese im Auftrag von Graf Adolf XIV. von Holstein-Schauenburg fertiggestellt. Das mit kunstvollen Details ausgestattete Landkarten-Gemälde (5m x 4,50m) mit 650 historischen Orts- und Flurbezeichnungen der Grafschaft Holstein-Pinneberg und 62 Wappen des Schauenburger Adelsgeschlechts ist eines der ersten seiner Zeit. Das Original befindet sich im Bückeburger Schloss. Eine Kopie im Pinneberger Ratssaal und im Altonaer Museum. Barmstedt als „Barmstede“ wird als umfriedetes Kirchdorf an der Krückau – kleiner als Elmshorn – dargestellt, mit einem nördlich gelegenen Galgenhügel. Daneben die vom Barmsteder Wolth eingerahmte herrschaftliche Anlage auf den Inseln im Fluss mit einem vorgelegenen Gutshof.

Zum Amt und Haus (Gut) Barmstedt sind ab 1600 – nach Dössel – erstmals ausführliche schriftliche Unterlagen zu Einnahmen- und Ausgabenregister, Voranschlägen, Pachtverträgen u. Ä. erhalten geblieben. So können für diese Zeit zugehörige Gebiete, Bewohner, Verwaltungsaufbau, Dienstpflichten, wirtschaftliche Verhältnisse und Einkommen bestimmter Berufsgruppen nachvollzogen werden. Als Bewohner des Amtes Barmstedt werden die Dorfbewohner aus den beiden Kirchspielen Elmshorn und Barmstedt gerechnet. Bei Elmshorn werden aufgeführt, die Raherleutte, Elmßhorner Fleckesleutte, Kaltenwweider, Spiekerleutte, Hasenbüscher, Sandtberger“. „Das Caspell Barmstedte mit Bockholtz, Hanredder, Aspern, Großen Offensetz, Lütken Offensethe, Bokelseß, Westerhorn, Osterhorn, Bokel, Brande, Lützhorn, Hede, Langlen, Hemdingen, Tiensen, Bevern, Seth, Colling, Kirchdorff (1; StAK, AX83). Bullenkuhlen, Ellerhoop, Eekholt, Sparrieshoop werden nicht genannt, möglicherweise weil die Ortsbezeichnungen damals nicht gebräuchlich waren, so Dössel.

Der Amtmann wohnte auf dem Haus Barmstedt, also auf der heutigen Schlossinsel. Er war dem Drost in Pinneberg unterstellt, an den auch die erwirtschafteten Überschüsse abgeführt werden mussten: Zwischen 1600 und 1617 betrugen sie zwischen 7.463 und 15.693 Mark jährlich. Die Einnahmen stammten aus „stehenden Pflichten“, verkauftem Korn, verkauftem Holz (für Mühlen, Vorwerke, Brücken, Marschbewohner), „Brüche“ (verhängte Strafen), Barmstedter und Elmshorner Dienstgelder (Ablösung eines Teils der Hand- und Spanndienste), die 3- oder 5-jährige „Bede“, das „Hühnergeld“, der Schweinemast in den gräflichen Hölzungen, Fischerei (u. a. in der Aue und dem Burggraben), Jagdergebnisse des Jägerknechts), Einnahmen aus den Mühlen. Die Wassermühle war bis 1605 eine Hausmühle, danach wurde sie – wie der Hof – verpachtet, so dass eine gleichbleibende feste Einnahme entstand. Das selbe galt für die anderen Mühlen des Amtes.

Im Amt Barmstedt gab es damals 112,5 „Bauleute“ (Bauernstellen), 185 Kätner und 45 Brinksitzer (Tagelöhner/Kleinstbauern), im Barmstedter Kirchdorf selbst gab es 7 Bauleute und 22 Kätner.

Dem Amtmann, der auch für die Bewirtschaftung der gräflichen Ländereien zuständig war, unterstanden der Kornschreiber des Amtes, der Vogt von Elmshorn und das Personal auf Schloss und (Guts-)Hof Barmstedt. Dorfvögte gab es – nach Dössel damals nicht.

1590 bis 1598 Französischer Religionskrieg Philipps II. von Spanien auf Seiten des Papstes gegen Heinrich IV. von Frankreich (Hugenottenpartei). Mit dem Edikt von Nantes vom 13. April 1598 wird den Protestanten Religionsfreiheit und volle Bürgerrechte zugesichert. Heinrich errichtet den während 60 Jahren immer wieder aufflammenden Kämpfen zwischen Katholischer Liga und Hugenotten zerrütteten französischen Staat neu. In der Folge können die Protestanten außer in Paris und Städten mit Bischofssitz frei ihre Religion ausüben, Kirchen bauen und staatlich bezahlte Pastoren anstellen. Der Katholiszismus wird jedoch als Staatsreligion bestätigt.

Der Gottorfer Herzog verleiht Stadtrechte an Tönning und Garding, um hier den Exporthandel anzuregen. Auch Husum, wo sich bereits niederländische (Fernhandels-)Kaufleute angesiedelt haben, erhält Stadtrechte.

Verpachtung des Hauses Barmstedt 1602

Graf Ernst von Holstein Schauenburg 1601-1622

Fast überall in den Herzogtümern wurden die herrschaftlichen Ländereien wegen der krisenhaften Entwicklungen auf den Absatzmärkten um die Wende des Jahrhunderts verpachtet. Die Ländereien des Hauses Barmstedt pachtete der dortige Amtmann Dr. Joh. Treimann für 2000 Taler (u. a. Dienstgeldentschädigung für gräfliche Kasse: 200 Taler für 40 Bauleute (Bauern) und 100 Taler für 50 Kätner, die er zum Ackerbau nötig hatte. Dazu gehörten auch 20 Morgen Marschland in Sommerland, 61 Morgen Grasland, 38 ½ Morgen Deichland, 4 Moorkoppeln, die Schäferei, Sommerweidung aller Redder (Wege mit Hecken auf beiden Seiten) [Ehlers S.108] Der volle Baumann zahlte an Dienstgeld ca. 20 Taler, Kätner verschieden, Brinksitzer. [Ehlers S.104]

In den Jahren 1599, 1607 und 1611 führte der Amtmann im Haus Barmstedt Hexenprozesse durch, in denen mehrere Frauen nach langen Verhören unter Folter „gestanden“, Umgang mit dem Teufel gehabt zu haben und an Tod, Krankheit und Missernten durch Zauberei schuld zu sein. Alle diese Frauen starben auf dem Scheiterhaufen. Die Gerichtsakten sind von Hans Dössel ausführlich dargestellt. (1)

1605: In Elmshorn wütete von Ostern bis 14 Tage nach Pfingsten die asiatische Beulenpest mit über 1000 Toten hier und in Uetersen, so dass die Friedhöfe nicht mehr alle fassen konnten, sondern sie im Hof und Garten des Sterbehauses begraben werden mussten. Ganze Familien starben aus, in der Erntezeit waren zu wenig Arbeitskräfte vorhanden. [Ehlers S.509]

Im Kalmar-Krieg (1611 bis 1613) konnte Christian IV. auf Kosten Schwedens das dänische Territorium auf die maximale Größe vom Eismeer bis zur Elbe und von Grönland bis zur Insel Ösel vergrößern.

Im Grenzbereich des Dorfes Altona zu Hamburg hin wurde 1611 die volle Glaubens- und Gewerbefreiheit erlaubt. Ab 1570 waren Calvinisten und Mennoniten aus den Niederlanden eingewandert und hatten hier vor den Toren Hamburgs einen wirtschaftlichen Aufschwung herbeigeführt. Altona gehörte zur schauenburgischen Grafschaft Holstein-Pinneberg, deren Grafen Otto IV. und Ernst, im Unterschied zum streng lutherisch ausgerichteten Hamburger Rat, eine sehr tolerante Politik betrieben. In den Grenzbereichen zur Hansestadt entstanden die Straßen Große und Kleine Freiheit. Ab 1648 siedelten sich in Altona auch ashkenasische Juden an, die zuvor aus Hamburg vertrieben worden waren.

1614 wird Christian Rantzau in Hadersleben geboren, als Sohn des Statthalters der Herzogtümer Gerhard Rantzau. Großvater war der gelehrte Heinrich Rantzau (auch Statthalter), Urgroßvater der Feldherr Johann Rantzau.

1616-1659 Friedrich III. Gottorfer Herzog

Nachbau eines Ostindienfahrers der VOC im Amsterdamer Hafen

Gleich zu Beginn des Jahrhunderts wurden kurz nacheinander die Britische Ostindien-Kompanie (1600) und die Niederländische Ostindien-Kompanie VOC (1602) gegründet. Durch den Zusammenschluss schalteten die bisherigen Kaufmannskompanien in den beiden Ländern jeweils ihre Konkurrenz untereinander aus und konnten von ihren Regierungen Hoheitsrechte wie Kriegsführung, Truppenaushebung, Festungsbau, Landerwerb und Münzenschlagen in Übersee erhalten. Sie bauten dabei Handelsmonopole auf und sicherten jeweils ihre Handelsimperien durch eine lückenlose Kette von Niederlassungen und Versorgungshäfen. Die niederländische Kompanie mit Hauptquartier in Amsterdam war im 17. und 18. Jahrhundert eines der größten Handelsunternehmen der Welt, das auch als erstes Aktien ausgab. Hauptaktionsgebiet beider Gesellschaften war Ostasien, das erst Ende des 15. Jahrhundert von den Portugiesen (Magellan) über das Kap der guten Hoffnung erreicht worden war. Niederländische Seefahrer, die bei den Portugiesen gefahren waren, brachten das Wissen für eigenen Unternehmungen ein. Die neu gegründete Kompanie hatte ihre Hauptniederlassung in Batavia im heutigen Indonesien und weitere Stützpunkte auf benachbarten Inseln, vor Japan, in Indien, Bengalen, Ceylon und Kapstadt. Sie besaß das Gewürzmonopol in der Straße von Malakka. Die englische Ostindienkompanie begann zwar auf Sumatra, konzentrierte sich aber bald auf das heutige Indien, drang aber auch bis Kanton in China vor. In Indien hatten die Portugiesen in Goa und Bombay bereits Handelsposten aufgebaut. Die Engländer konnten aber durch Verträge mit dem Mogulreich diese bald übertreffen und beherrschten den Handel mit den Kolonialwaren Tee, Baumwolle, Seide, Indigo-Farbstoff und Salpeter.

Gründung von Glückstadt und Friedrichstadt 1617/21

Glückstadt 1652 nach Danckwerth/Mejer

1617 Gründung Glückstadts als Hafen und Festungsstadt durch den dänischen König Christian IV. 1615 waren die Blomesche und die Engelbrechtsche Wildnis bei Herzhorn gemeinsam unter den Schauenburgern und der dänischen Krone eingedeicht worden. Christian IV. wollte damit einen Stützpunkt in der Nähe zu Hamburg errichten und der Hansestadt einen Teil des Handelsgewinns abschöpfen, gleichzeitig aber auch eine strategische Position an der Elbe gegen den niedersächsischen Kreis aufbauen und eine Brücke herstellen zu den Oldenburger Stammlanden des dänischen Königshauses aufbauen. Die neue Stadt war der einzige Nordseehafen in den königlichen Anteilen der Herzogtümer, Tönning und (bald) Friedrichstadt waren gottorfisch. Auch in Glückstadt wurden niederländische Glaubensflüchtlinge angesiedelt und als Baumeister engagiert. Daneben gab es gezielte Anwerbungen sephardischer Juden aus Portugal. Glaubensfreiheit und zahlreiche Privilegien wurden garantiert sowie die Gründung von Handelskompagnien königlich gefördert. Durch einen Elbzoll wurden die königlichen Einnahmen zwar erweitert, der Hamburger Handel dennoch kaum geschmälert, der internationale Handel der Stadt bezog sich fast nur auf die iberische Halbinsel. Wegen einer Sandbank vor der Hafeneinfahrt konnte Glückstadt sich als Hafenstadt nicht stark entwickeln, es gingen aber von hier wie von Friedrichstadt Impulse aus. Einerseits waren sie balde Standorte von Manufakturen und damit merkantile und kulturelle Zentren der Nahregion, förderten aber auch die landwirtschaftliche Entwicklung der Marschen, z. B. durch die sich jetzt entwickelnden Holländereien, also Meiereien. Später im 18. Jahrhundert wurde der Walfang wichtig. (Bohn 2006, 75f) Gegen Ende der Regierungszeit Christian IV. wurde hier sogar eine königliche Residenz gebaut, bald aber wieder abgebrochen. Wichtig für die Region blieb aber die hier eingerichtete königliche Kanzlei als Justiz- und Verwaltungsbehörde der königlichen Anteile in den Herzogtümern.

Christian IV.

1618 begann durch den Prager Fenstersturz der Dreißigjährige Krieg. Ab 1627 wurde auch Holstein in Mitleidenschaft gezogen.

1620 wurde in Nord-Amerika von Kongregationalisten (Pilgervätern) die erste britische Kolonie Plymouth (später Massachusetts) gegründet, vorher war von anderen allerdings schon Virginia gegründet worden.

1621 Gründung von Friedrichstadt durch den Gottorfer Herzog Friedrich III. als profitables Zentrum einer erhofften, später aber gescheiterten Handelslinie zwischen Spanien, Niederlande und Russland, die die durch das Osmanische Reich erschwerte Handelsroute durch das Mittelmeer mit Gewürzen, Seide etc aus dem Orient (Asien) ersetzen sollte. Zur Anlage der Stadt wurden verfolgte Glaubens- und Bürgerkriegsflüchtlinge (zunächst Remonstranten, dann Lutheraner und Mennoniten und Juden) aus Holland geholt (Backsteinrenaissance), die in vielen Regionen wichtige Impulse in der Landwirtschaft, im Bau- und Verkehrswesen setzten. Niederländische Kaufleute schalteten sich dank ihrer Kapitalkraft und internationaler Handelsbeziehungen jetzt stark in den Warenaustausch der Herzogtümer ein, deren Heimat wichtigster Absatzmarkt für die Herzogtümer wurde. Es war ein bedeutender Geldmarkt durch die gesteigerte Ertragskraft auf den ostholsteinischen Adelsgütern und den überseeischen Handel mit Agrargütern entstanden, v. a.. in den Gottorfer Anteilen. Der Kieler Umschlag wurde zum wichtigsten Geldumtausch- und Kapitalmarkt in Nordeuropa, weil der Herzog Sicherheiten garantierte. Er selbst konnte dafür gegen Verpfändung von Ämtern – meist an adlige Gutsbesitzer – seine ständige Geldnot durch Kredite abdecken. Hier fand auch ein wichtiger Heiratsmarkt statt. In Kiel errichteten einige Adlige „feste Häuser“, um Zugriff auf den städtischen Handel zu gewinnen. Flensburg – im königlichen Anteil – war gleichzeitig die größte Handelsstadt in den Herzogtümern durch Fernhandel im west-östlichen Warenaustausch, u. a. über Husum. Hinderlich waren für die wirtschaftliche Entwicklung die vielen Zollstellen in dem territorialen Flickenteppich, wo Transitrechte, Zolltarife, Brückengelder und Stapelzwänge die herrschaftlichen Einnahmen erhöhen sollten. (Bohn 2006, 73ff)

1624: Einrichtung eines Postdienstes durch den dänischen König von Kopenhagen nach Hamburg für Briefe und Pakete, ab 1653 auch für Personen auf dem Ochsenweg.

Da Elmshorn verkehrsgünstig auf dem Weg von Itzehoe nach Altona lag und gleichzeitig von hier aus die Region in der Umgebung mit versorgt werden konnte, wurde das Dorf jetzt Poststation.

30-jähriger Krieg erreicht das Amt Barmstedt 1627/28

1625 Christian IV. trat als neu gewählter Oberst (Oberbefehlshaber) der protestantischen Truppen des Niedersächsischen Kreises und selbsternannter „Verteidiger des lutherischen Glaubens“ in den großen Krieg gegen die kaiserliche Liga ein. Neben Glaubensfragen spielten hier auch Machtinteressen – über die Unterelbe hinaus – eine Rolle. Er verfolgte eine konsequent merkantilistische Wirtschafts- und Territorialpolitik. [Bohn 2006, 60]

1626 In der Schlacht bei Lutter im Harzvorland wurde Christians Heer am 27.08.1626 von Tilly vernichtend geschlagen.

Tilly in zeitgenössischer Rüstung

1627-29 Kaiserlicher Krieg im Amt Barmstedt und der Grafschaft Pinneberg: Tilly und Wallenstein zogen nach ihrem Sieg bei Lutter mit ihren Söldner-Heeren im jütischen Feldzug gegen den dänischen König. Dieser lagerte nach der verlorenen Schlacht im „Winterquartier bei Stade. Ein Teil seines Heeres lag auch bereits auf dem rechten Elbufer in der Grafschaft bei Wedel und Blankenese. Ausgehungerte Scharen ungeordneten Volkes waren es, die nach dem fluchtartigen Ruckzug hier eintrafen und nach dem Kriegsbrauch damaliger Zeit sich von den Landleuten ernähren ließen. Am 9. Februar 1627 berichtet der Pinneberger Amtmann Steinhoff seinem Grafen: bei den Bewohnern herrsche „gar eine große Armut, und nunmehr all ihr Korn weg und Vieh verzehret; der liebe Gott mag ihnen fortan helfen, denn sie vom Vieh gar kein Geld machen können“.“ (Ehlers, S.164)

Die Verbündeten des dänischen Königs waren aufgrund der gegnerischen Übermacht nach und nach abgefallen, sein Söldner-Heer hatte aber im April 1627 durch englische und französische Hilfe wieder eine Stärke von 13.000 Mann erreicht, so dass er ein Friedensangebot der Kaiserlichen glaubte ablehnen zu können. Auch die holsteinische Ritterschaft hatte durch Beschluss auf drei Landtagen Soldaten zu liefern – auf jeden Pflug 2 Mann – und zusätzlich eine Steuer, die den Vögten, Kutschern, Schiffern, Dienstmädchen, Predigern, Organisten und Schullehrern vom Gehalt abgezogen wurde. (Ehlers, ebd.)

Wallenstein

Ab dem 3. August 1627 überquerte Tillys Armee bei Bleckede die Elbe. Die königliche Armee war jedoch noch nicht wieder aufgefüllt, um den Angriff abfangen zu können. Alle Männer zwischen 18 und 55 Jahren wurden zum Heeresdienst aufgefordert. Was Graf Thurn und Jürgen Ahlefeldt bei Barmstedt jedoch an Truppen einsammelte, war nach Ehlers völlig unzlänglich. Auf ihrem Weg in die Herzogtümer und Jütland nahmen die Kaiserlichen in großer Geschwindigkeit Oldesloe, Tremsbüttel, Trittau und Rahlstedt ein, marschierten sodann an den Wällen Hamburgs vorbei in die neutrale Grafschaft Pinneberg ein. Hamburg blieb verschont, weil dieser neutrale Ort für den Nachschub von Proviant und Kriegsmaterial unentbehrlich war und sich dort jederzeit Vertreter der feindlichen Mächte aufhalten konnten. Im September wurde das mit Wall und Gräben befestigte, kurz vorher von den Dänen besetzte Schloss Pinneberg belagert und am 12. September schließlich nach hohen Verlusten übergeben.

Sebastian Vrancx: Plünderung eines Dorfes (Gemälde 17. Jahrhundert)

Bei der Belagerung des Pinneberger Schlosses war der kaiserliche Feldherr Tilly verletzt worden, so dass Wallenstein jetzt den Oberbefehl über beide Heere erhielt. Bevor seine Landsknechte entlang der Heerstraße nach Norden weiterzogen, ließen die Dänen zur Abwehr im August 1627 vor Elmshorn von der dortigen Bevölkerung Schanzen aufwerfen. Die Bevölkerung aus Elmshorn, Herzhorn, Sommerland und Grönland musste sowohl dort arbeiten als auch die Baumeister neben den Glückstädtern unterhalten und die Ernte einbringen. (Amtmann Dr. Stapel in Ehlers, S. 167) Als die kaiserlichen Truppen jedoch anrückten, zogen sich die zur Verteidigung aufgestellten französischen und dänischen Söldner statt zu kämpfen in Banden aufgelöst zurück und hausten als Mordbrenner in den Dörfern der Umgebung. (Struve, bei Ehlers 510). Der Wedeler Pastor und Dichter Johann Rist berichtete über die Grausamkeit der Soldaten gegenüber der Landbevölkerung: „Unter den vielen grewlichen Thaten, so bey dem itzigen verfluchten Kriegswesen sind verübet, ist schrecklich anzuhören, daß man die unschuldigen Menschen hat gezwungen, ihren Leib mit unnatürlichen Sachen, als da seyn Koth, Milch, Wasser und dergleichen (welches sie zusammengemischt eine Schwedischen Trunk geheissen und den Leuten in grosser Menge mit gantzer Gewalt eingegossen) zu erfüllen“ (Ehlers, S. 169) Wallensteins Truppen zogen am 11.09.1627 durch Elmshorn zur Steinburg, die von den Verteidigern eiligst verlassen wurde, so dass Wallenstein bereits am 14. September in Itzehoe war.

Die Breitenburg, deren Besitzer Gerhard Rantzau (1558-1627) einen zusätzlichen Burggraben hatte anlegen lassen, wurde 1627 zwei Wochen lang belagert, während 400 Schotten und 100 bis 150 Bauern und Knechte diese verteidigten. Als am 29. September die Burg gestürmt wurde, sprengte sich ein Teil der Mannschaft in die Luft, und die Sieger ermordeten die verbliebene Besatzung aus Bauern der Umgebung zur Warnung für andere. (Halling, S. 49) Das gesamte Schlossgelände wurde verwüstet und die Gebäude teilweise zerstört, die berühmte Bibliothek Heinrich Rantzaus mit über 6300 Bänden verschleppt.

König Christian, der sich bisher in Glückstadt verschanzt hatte, flüchtete jetzt mit einem Schiff nach Dithmarschen und dann weiter nach Flensburg und Seeland. Tilly verzichtete auf eine weitere Belagerung Glückstadts und besetzte statt dessen Rendsburg, worauf Holstein, Schleswig und Jütland in kürzester Zeit fast vollständig in der Hand der Kaiserlichen waren. Krempe hielt bis 1628 stand. Glückstadt blieb unbesetzt. Allerdings waren am 18. Oktober alle dänischen Truppen in ganz Jütland geschlagen und vernichtet. König Christian IV. konnte nach Seeland flüchten. Wallenstein schlug am 29. und 30. Oktober auf der Durchreise sein Hauptquartier in Elmshorn auf und erließ hier am 30. Oktober 1627 einen Schutzbrief an die holsteinische Ritterschaft mit Ausnahme der holsteinischen Marschgüter. (Ehlers, S. 171)

Im November belagerte Wallenstein die Festungen Glückstadt und Krempe, wobei besonders das Amt Barmstedt und die an der Etappenstraße liegenden Orte Wedel, Uetersen und Elmshorn sowohl unter kaiserlichen als auch dänischen Soldaten extrem zu leiden hatten, nicht durch Kriegshandlungen, sondern durch Einquartierungen und Brandschatzungen. Bis zum Ende dieses Kaiserlichen Krieges waren die Orte von meist kroatischen Truppen besetzt. Elmshorn wurde großenteils eingeäschert, nur 20 Menschen sollen geblieben sein, die übrigen waren tot oder geflüchtet. (Struve, bei Ehlers 510).

Auch das Dorf Barmstedt erlitt wohl ein ähnliches Schicksal. Das Barmstedter Kirchenbuch enthält die Eintragungen: „Anno 1627 3 Wochen vor Michaelis sind die Kayserlichen in Holstein angekommen“, Pfarrhaus und Kirche seien von „dem Kayserlichen Kriegs Volk gantz und gar in die aschen gelegt … Anno 1629 auf Johannis sind sie wieder ausgezogen. Anno 1627 im Kayserlichen Kriege starb in Barmstedt der Pastor Johannes Kruse mit den Seinigen an der damals hier regierenden rothen Ruhr.“ Nach Dössel flüchteten viele Bewohner beim Nahen der Feinde in Moore und Wälder und kehrten nur sehr zögernd nach Abzug der wilden Scharen auf ihren Besitz zurück. Eine normale Landwirtschaft war kaum mehr möglich, Armut und Krankheiten waren die Folge. Pastor Christian Detlef Rode schreibt nach mündlichen Überlieferungen aus seiner Gemeinde um 1700, dass „zur selbigen Zeit unser Kirchspiel, welches mehr denn 20 Dörfer hat, so gar ausgestorben, und die Leute dergestalt zerstreuet und verjaget worden, daß nach dem Kriege die ganzte Gemeine nicht über 20 bis 30 Personen starck gewesen.“ (nach Dössel 1936, S. 83)

Der Gottorfer Herzog hatte sich neutral erklärt, den Kaiserlichen sogar Festungen zur Verfügung gestellt. Die Truppen machten beim Rauben und Totschlagen aber keinen Unterschied zwischen den Territorien. Das besetzte Land musste jeweils das Heer ernähren, was bedeutete, dass Plünderungen und Morde zum Alltag wurden. Dann kam es zur dänischen Rückeroberung über die nordfriesischen Inseln und die Ostsee, wobei Stralsund von der kaiserlichen Belagerung befreit werden konnte (und daraufhin unter schwedische Herrschaft geriet). Am 31. Mai 1629 wurde der Frieden von Lübeck ausgeblasen, wobei sich Dänemark aus Niedersachsen zurückziehen musste und die Kaiserlichen über die Elbe zurück gingen. Durch diesen Teilfrieden war Dänemark vorerst aus dem Krieg ausgeschieden, der Hauptfeind der Kaiserlichen im Norden war jetzt Schweden. Der Krieg hatte starke Schäden in Holstein durch Plünderungen, Brandschatzungen, Einquartierungen und Vergewaltigungen hinterlassen. (Bohn 2006, 61)

1629: Durch den Frieden mit dem König von Polen erreichte der schwedische König die Herrschaft über die Ostseeküste von Danzig bis Reval. Der Krieg spielte sich ab Juni 1630 durch die Landung der Schweden in Usedom im Süden des Reiches ab, und zwar zwischen Schweden und seinen deutschen Verbündeten gegen die Kaiserlichen. Christian IV. rüstete allerdings wieder auf und verschaffte sich finanzielle Mittel durch Münzverschlechterung, Anziehung der Steuerschraube und starke Erhöhung des Sundzolls, was v. a. die niederländische Schiffahrt traf, woraufhin diese mit den Schweden ein Bündnis gegen Dänemark eingingen.

1631: Im Vertrag von Bärwalde sicherte sich der schwedische König Gustav II. Adolf die (zunächst finanzielle) Unterstützung des katholischen Frankreich unter Kardinal Richelieu gegen den Kaiser, wodurch sichtbar auch im Reich die konfessionell begründete Bündnispolitik einer rein machtpolitischen gewichen war. Frankreich wollte so die spanische Vorherrschaft in Europa brechen, was über die Schwächung der Habsburger geschehen sollte, die jeweils als Dynastie in Spanien und Deutschem Reich regierten, und hatte bereits vorher ein Bündnis mit seiner katholischen Liga von Lyon und den evangelischen Mächten Niederlande und England zustande gebracht. Innerhalb des eigenen Landes war die militärische Macht der Hugenotten mit der Übergabe der Festung La Rochelle nach einjähiger Belagerung 1628 gebrochen worden.

1632: Gustav II. Adolf, schwedischer König stirbt in der Schlacht bei Lützen.

1635 tritt das katholische Frankreich aktiv in den Krieg gegen den Papst und den katholischen Kaiser des Heiligen Römischen Reichs ein.

1607-1667: Johann Rist(1607-1667) wurde 1635 Pastor in Wedel. Er war bedeutendster protestantischer geistlicher Dichter und einer der wichtigen deutschsprachigen Literaten des 17. Jahrhunderts. Im Torstensson-Krieg und im 2. Nordischen Krieg verlor er Hab und Gut. Rist war Mitglied in verschiedenen Sprach- und Dichtergesellschaften: im Pegnesischen Blumenorden und der Fruchtbringenden Gesellschaft und gründete selbst 1656 den Elbschwanenorden. Kaiser Ferdinand III. erhob ihn für seine dichterischen Leistungen 1653 in den Adelsstand.

1640: Friedrich Wilhelm (Der Große Kurfürst) wird Kurfürst von Brandenburg.

Das Amt Barmstedt unter dem Gottorfer Herzog ab 1640

1640 starb der letzte Schauenburger, Graf Otto V. von Schaumburg (Holstein-Schauenburg), Landesherr der Grafschaft Holstein-Pinneberg, ohne Erben. Der dänische König Christian IV. nahm daraufhin mit der Begründung, es sei ein heimgefallenes Reichslehen und ein Teil des Herzogtums Holstein, die gräflichen Ländereien in Besitz und ließ sich von den Eingesessenen huldigen. Herzog Friedrich III. von Holstein-Gottorp machte aber ebenso wie die Mutter des verstorbenen Schauenburgers, die nachweisen konnte, dass es ein erblicher Familienbesitz sei, die gleichen Ansprüche geltend. Am 7. Dez. 1640 kam es zu einem Vergleich: König und Herzog kauften der Grafenmutter die Grafschaft ab. Der König erhielt 3/5 (wegen der bisherigen Unkosten), der Herzog 2/5 des Territoriums. Alles zusammen soll mit 800.000 Talern veranschlagt worden sein. Der königliche Teil wurde als Herrschaft Pinneberg nicht mit dem Herzogtum Holstein verbunden, sondern gesondert verwaltet.

Das Amt Barmstedt nebst Elmshorn, veranschlagt zusammen für 150.000 Taler und 10.000 in bar, kam an den Gottorfer Herzog. Das 2. Fünftel erhielt der Herzog 1642 auf dem Kieler Umschlag mit 160.000 Talern ausgezahlt. Jeder Landesherr ließ seinen Anteil durch einen Drosten verwalten und setzte zur Aufsicht über die Kirchen einen Probsten ein. Entgegen der Forderung der Holsteinischen Landstände wurde die ehemalige Grafschaft Holstein-Pinneberg nicht dem Herzogtum Holstein einverleibt, sondern blieb im Einvernehmen beider Herrscher ein für sich bestehender Landesteil (bis 1806), ähnlich dem Bistum Lübeck. Drost über den herzoglichen Anteil Barmstedt und Elmshorn wurde Anthon von Wietersheim. Die Kirchenaufsicht hatte vorher beim Superintendanten Johann Gisenius in Rinteln gelegen. Der Herzog setzte jetzt seinen holsteinischen Probsten Paul Sperling ein. Die Bauern hatten neben den Abgaben Hand- und Spanndienste zu leisten, was bedeutete, dass jeder an einigen Tagen der Woche auf den herrschaftlichen Ländereien zu arbeiten hatte. Leibeigenschaft wie auf den ostholsteinischen Gütern gab es hier nicht. (Rauert).

1642 bis 1649 Englischer Bürgerkrieg. Oliver Cromwell siegte mit dem Parlamentsheer gegen König Karl I. und errichtete als Lordkanzler für die Zeit bis zu seinem Lebensende 1658 eine Republik. Karl I., der letzte Tudor-König, der versucht hatte den Absolutismus zu verwirklichen, wurde hingerichtet. In diese kurze republikanische Epoche der englischen Geschichte gehört auch die Wieder-Eroberung Irlands mit einem grausamen Massaker an den gefangenen Iren.

1643 Hamburg musste erneut die Oberhoheit des Herzogs von Holstein, des dänischen Königs, anerkennen und hatte in Glückstadt Elbzoll an das Königreich zu zahlen.

1643 begann der Torstenssonkrieg zwischen Dänemark und Schweden, der die Herzogtümer schlimmer treffen sollte als alle Kriegshandlungen bisher. Die Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück hatten zwar schon begonnen, aber der dänische König Christian IV. hatte mit einer neuerlichen Aufrüstung begonnen und dazu neben einer Münzverschlechterung und Steueranhebung auch den Sundzoll exorbitant erhöht, was die davon hauptsächlich betroffenen Niederländer zu einem Bündnis mit Schweden brachte. (Bohn, S.61) Schwedische Truppen, unterstützt von niederlandischen und (inoffiziell) von hamburgischen, die noch in Norddeutschland waren, überfielen präventiv, ohne Kriegserklärung, die dänischen Landesteile in Holstein und besetzten die gesamte jütische Halbinsel. Es kam zu mehreren Schlachten, in denen der evangelische Christian IV. von den katholischen Kaiserlichen unterstützt wurde und die Herzogtümer noch stärker verwüstet wurden als im „Kaiserlichen Krieg“. In dieser Zeit war Christian zu Rantzau dänischer Generalkriegskommissar.

Nach dem Bericht des Barmstedter Drosten von Witersheim wurde vor Elmshorn trotz der Gottorfischen Neutralität in dem gemeinsam verwalteten Landesteil an der Kruck von den Dänen eine Schanze angelegt. Die Elmshorner wurden gezwungen, dänische Einquartierung zu ertragen und außerdem die Wache an den Schanzen zu übernehmen. Diese wurden jedoch von den Schweden überrannt und Elmshorn wieder zerstört. Breitenburg wurde von Torstensson am 17.12.1643 geplündert. Johann Rist in Wedel verlor seine wertvolle Bibliothek. Wichtig waren die Seeschlachten in der Kieler Förde und bei Fehmarn.

1644 schloss der Gottorfer Herzog Friedrich III. mit den Schweden ein Neutralitätsabkommen und löste sich vom dänischen König als Lehnsherrn (Herzogtum Schleswig) und brach damit die 1623 erneuerte Union mit ihm. Er kam dementsprechend seiner Beistandspflicht im Torstensson-Krieg gegen die Schweden nicht nach. Gegen Zahlung von 100.000 Reichstalern erhielt er zwar eine Befreiung von den dänischen Kriegsauflagen, aber keine Schonung der Territorien vor Einquartierungen, Kontributionen und Kriegsschäden.

Der Hauptstoß der Schweden erfolgte unter Wrangel im Herbst 1644. Sie schlugen die Dänen bei Pinneberg, nahmen die Kruckschanze, brannten Raa und Neuendorf nieder und verfolgten die flüchtenden Dänen bis zur Steinburg. Auch die anderen Dörfer des Amtes wurden schwer getroffen. Bokholt, Hemdingen und Bevern wurden fast ganz niedergebrannt. Im von Frankreich vermittelten Frieden von Brömsebro 1645 musste Dänemark Gotland und Ösel sowie norwegische Landesteile an Schweden abgeben und die schwedischen Handelsschiffe vom Sundzoll auf dem Öresund befreien. [u. a. Bohn 2006, 62]. Schweden wurde jetzt Schutzmacht des Herzogtums Schleswig-Holstein-Gottorf.

1643 Ludwig XIV. (1638-1715) wird König von Frankreich – unter der Regentschaft seiner Mutter übten die Kardinäle Mazarin und Richelieu die Macht aus. Ludwig XIV. wurde Vorbild für alle Monarchien in Europa durch den von ihm entwickelten höfischen Absolutismus mit Ausbau der Verwaltung, Bekämpfung der Adelsopposition, merkantilistische Wirtschaftsförderung und Ausrichtung der Hofkultur ganz auf die Person des Herrschers, Förderung von Kunst und Wissenschaft, expansive und kriegerische Außenpolitik)

Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648: Der Dreißigjährige Krieg und der Achtzigjährige Unabhängigkeitskrieg der Niederlande wurden nach 5-jährigen Verhandlungen und sieben Jahre nach dem Hamburger Präliminarfrieden von 1641, während deren der Krieg unvermindert weiterging, mit dem Westfälischen Frieden in Münster (Kaiser und Frankreich) und Osnabrück (Kaiser und Reich bzw. Schweden) beendet. Die Unterzeichnung fand am 24.10.1648 in Münster statt. Es war der erste internationale Kongress, auf dem nahezu alle europäischen Großmächte vertreten waren. Beschlossen wurde aber zunächst nur ein Waffenstillstand und man traf einige Grundentscheidungen. Alle Einzelheiten wurden auf Nachfolgekongressen weiter verhandelt und schließlich im „Jüngsten Reichsabschied“ von 1654 endgültig beschlossen. Sie wurden Bestandteil der Verfassungsordnung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“, die bis zu dessen Ende 1806 gültig war. Die genauen Regelungen wurden allerdings erst danach in zwei Rezessen und schließlich 1654 im „Jüngsten Reichsabschied“ zu Verfassungsrecht des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Sie waren Friedensvertragsregelungen, die für 100 Jahre durch genaue Regelungen auf der Grundlage der Gleichberechtigung aller Staaten eine stabile Friedensordnung für fast ganz Europa schafften, der Hegemonialkonflikt zwischen Frankreich und Spanien wurde allerdings erst 1659 in gesonderten Verhandlungen gelöst. Die Vereinigten Provinzen der Niederlande schieden jetzt aus dem Reich aus und die Schweizerische Eidgenossenschaft wurde faktisch als unabhängig anerkannt. Schweden erhielt Vorpommern, Rügen und Wismar sowie die Fürstbistümer Bremen und Verden und wurde dadurch deutscher Reichsstand mit Sitz und Stimme auf Reichs- und Kreistagen. Es war jetzt zur dominierenden Ostseemacht und zur ständigen Bedrohung für Dänemark geworden, das 1629 gegen die kaiserlichen Truppen verloren hatte und 1645 im Torstensson-Krieg mit dem Frieden von Brömsebro gegenüber Schweden auf Gotland, Ösel und Teile Norwegens verzichten musste. Das Herzogtum Gottorf war durch die Verbindung zu Schweden in eine zusätzliche Konkurrenz zu Dänemark geraten. In kirchlichen Fragen wurde die Regelung des Augsburger Religionsfriedens festgeschrieben und auf die Reformierten, nicht jedoch auf die „Täufer“ erweitert. Es galt der Grundsatz Cuius regio, eius religio, d. h. das Recht des Landesherrn, die Konfession seiner Untertanen vorzugeben. Daneben gab es für die Untertanen das ius emigrandi, das Recht auf Auswanderung. Hiernach konnten Untertanen, die nicht der Konfession des Landesherrn folgen wollten, in Begleitung ihrer Familie und unter Mitnahme ihres Eigentums auswandern. Die Untertanen hatten somit das Recht, einem erzwungenen Konfessionswechsel auszuweichen.

Im Barmstedter Gebiet, zunächst in der Grafschaft Pinneberg, ab 1650 Grafschaft Rantzau, blieb – wie in den übrigen königlichen und herzoglichen Anteilen des Herzogtums Holstein – auch unter allen wechselnden Herrschaften die lutherische Konfession unverändert verbindlich. Im Amt Barmstedt wurden eine neue Kirchen- und Schulordnung erlassen. Als Nachfolger des Drosten von Wietersheim wurde der herzogliche Minister Graf von Kielmannsegge eingesetzt. Er war eng mit Christian Rantzau, dem königlichen Statthalter der Herzogtümer, befreundet und handelte mit diesem einen Vertrag aus, nach dem Rantzau das Amt Barmstedt kaufte. Als Kaufpreis gab er seine beiden Güter Rantzau in Wagrien (Ostholstein) und Koxbüll bei Husum, zusätzlich 101.000 Reichstaler.

Anmerkungen

  • (1) Eine ausführliche Beschreibung der Anklage und der Umstände der Prozesse findet sich bei Hans Dössel: Barmstedt – Geschichtliche Schau, S.228ff
  • (2) Bärenfänger/Zimmermann in Jb.f.d.Kr.Pi 1987, S.41
  • (3) Das dänische Volkslied und die deutsche Übersetzung wurden von dem in Dänemark lebenden Barmstedter Werner Sternberg übermittelt.

Literatur

  • Robert Bohn: Geschichte Schleswig-Holsteins, München 2006
  • Tatjana Ceynowa: Das Wandsbeker Herrenhaus des Heinrich Rantzau: Zur Geschichte eines Adligen Gutes in Holstein, Reihe: Kieler Kunsthistorische Studien N.F. (Band 7), Kiel 2004 verfügbar als Voransicht im Internet
  • Christian Degn: Schleswig-Holstein – eine Landesgeschichte, Neumünster 1994
  • Hans Dössel: Amt und Gut Barmstede in der Zeit 1582-1648, in: Stadt und Kirchspiel Barmstedt, Hg.: Hans Dössel, Barmstedt 1936
  • Hans Dössel: Barmstedt – Geschichtliche Schau, Hrsg. Stadt Barmstedt, Husum 1988
  • Wilhelm Ehlers: Geschichte und Volkskunde des Kreises Pinneberg, Elmshorn 1922, Nachdruck 1977
  • A.Halling: Schloß und Amt Steinburg und seine Amtmänner, Glückstadt 1911
  • Eckart Klessmann: Geschichte der Stadt Hamburg, Hamburg 1981
  • Lorenzen-Schmidt, Klaus-Joachim / Pelc, Ortwin (Hrsg.): Schleswig-Holstein Lexikon, Neumünster 2000
  • Lorenzen-Schmidt, Klaus-Joachim: Reichsgraf Christian Detlef als Sodomit? In: invertito 2006
  • Bernhard Theilig: Die sieben Epochen in der Geschichte unserer engeren Heimat. Ein Überblick, in: Jahrbuch für den Kreis Pinneberg 1999
  • Helmut Trede: Dorfgeschichte Lutzhorn, Lutzhorn 1992

Verfasser: Michael Theilig