Wann entstand Barmstedt?

Die Geschichte Barmstedts, Elmshorns und der umgebenden Ortschaften beginnt im Hochmittelalter. Zumindest lassen sich erst aus der Zeit ab 1140 schriftliche Hinweise ihrer Existenz finden. Archäologische Forschungen haben allerdings Siedlungsspuren aus der Stein- und Bronzezeit nachweisen können. Die Entstehung fester, längere Zeit existierender Siedlungen in der Bronze- und Eisenzeit kann bisher nur durch Grabstätten in Form von Hügelgräbern abgeleitet werden. Von diesen gab es in der Barmstedter Region allerdings so viele, dass über deren Öffnung Ende des 17. Jahrhunderts einer der ältesten Forschungsberichte über prähistorische Grabstätten veröffentlicht wurde.

Da schriftliche Quellen frühestens seit der Antike vorhanden sind, diese sich aber höchstens auf Nordelbien allgemein beziehen, aus dem frühen Mittelalter ebenfalls keinerlei schriftliche Belege zu unserer Region existieren, ist die tatsächliche Entstehung der Dörfer – so etwas wie ein Gründungsdokument – nicht nachweisbar. Auch archäologische Funde geben dazu bisher keinen klaren Aufschluss. Die Siedlungen existierten aber natürlich schon lange, bevor es aufgrund von Schenkungen der Einkünfte aus diesen Dörfern zu einer Beurkundung in erhaltenen Dokumenten kam.

Aus sprachgeschichtlichen Untersuchungen des Ortsnamens leiten manche Autoren ab, dass die Siedlung Barmstedt sehr viel älter sein muss als die Quellenbelege. Demnach kämen wir wie bei den –ingen-Namen, also Hemdingen oder Hetlingen, auch für die Namen auf –stedt auf eine Zeit vor der Völkerwanderung, also bevor die Sachsen aus unserem Gebiet nach England abwanderten. Der Sprachhistoriker Wolfgang Laur vertritt die Auffassung, dass von allen diesen Orten im Kreis Pinneberg nur für Barmstedt eine Siedlungskontinuität spricht – also eine dauerhafte Ortschaft ohne Verödung zwischendurch. Bei den anderen kann auch einfach der Name überliefert und dem später wieder entstandenen Ort zugeordnet worden sein.

Die Bedeutung des Namens Barmstedt wird erklärt mit barm für Anhäufung, Erhebung oder auch Schoß und -stedt für Stätte, Wohnsiedlung, Niederlassung.

Wenn Laur Recht hat, dann gehört diese Siedlung zu den ältesten im Kreis Pinneberg, die möglicherweise schon Jahrhunderte vor ihrer ersten Nennung in einer Urkunde am Ufer der Krückau bestanden hat. Dafür sprechen eben auch die Grabhügel, die hier in großer Zahl bis ins 19. Jahrhundert existiert hatten. Aber dennoch muss man sagen, dass die Annahme einer kontinuierlichen Siedlung an diesem Ort noch sehr spekulativ ist.

Der Name Barmstedt taucht in schriftlichen Quellen zum ersten Mal im Jahre 1140 auf, als der Erzbischof von Bremen, Adalbero, bestätigt, dass die Einkünfte aus diesem Kirchspiel und dem „Hof“ mit denen vieler anderer in Holstein zusammen dem neugegründeten Domkapitel in Hamburg zufließen sollen. Elmshorn kommt ein Jahr später, nämlich 1141, zum ersten Mal in einer Urkunde vor. Die Geschichte dieser Dörfer, das Kirchspiel Barmstedt (parochia Barmetstede), zu dem zu dieser Zeit auch Elmshorn gehörte, und der Hof in Barmstedt waren also mit ihren Bewohnern schon vorher – also spätestens im Hochmittelalter – in die allgemeinen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen der Zeit eingebunden gewesen, soweit sie Südholstein betrafen. Diese Entwicklungen sollen hier überblicksartig dargestellt werden, wobei nach Möglichkeit der Bezug zu unserer Region hergestellt wird.

Völkerwanderungen in Holstein

Völkerwanderungen in der Spätantike

Menschenleeres Holstein – Im 5. und 6. Jahrhundert war das Gebiet nördlich der Elbe offenbar weitgehend leer von menschlichen Bewohnern. Archäologische Funde im unterelbischen Gebiet und Südjütland zu diesem Zeitabschnitt liegen kaum vor. Indiz sind auch die Urnen-Friedhöfe, die nur bis ins 5. und an nur wenigen Stellen noch im 6. Jahrhundert benutzt wurden, danach nicht mehr. (Degn, S.26). Auch pollenanalytische Untersuchungen haben belegt, dass es zu einem „eklatanten Rückgangs des Getreideanbaus“ gekommen war und damit zur Verödung weiter Flächen früheren Ackerlandes. Die Ursache wird in Klimaverschlechterungen des 5. Jahrhunderts und in dessen Folge der Abwanderung der Sachsen und Angeln aus dem Unterelbegebiet und Jütland nach England vermutet (Lange, S.40), wo gleichzeitig ähnliche Zivilisationsspuren auftreten, wie sie in Schleswig-Holstein jetzt zu Ende gehen. Über Leben und Vorstellungen der angelsächsischen Urbevölkerung ist fast nichts bekannt, da Kaiser Ludwig der Fromme, der Sohn und Nachfolger Karls des Großen, nach der fränkischen Eroberung und Christianisierung Sachsens und Nordelbiens im 9. Jahrhundert deren Sagen und Lieder systematisch als heidnische Überlieferungen hatte vernichten lassen. (Degn, S28) Möglicherweise hatten einerseits also Klimaveränderungen die Lebensbedingungen hier verschlechtert, andererseits waren in England durch die Gründung neuer angelsächsischer Königreiche attraktive Siedlungsräume erobert worden, die eine starke Anziehungskraft ausübten (Degn, S.26), „pull and push“-Faktoren also, wie sie auch heute noch für Wanderungsbewegungen in vielen Ländern der Erde verantwortlich sind.


Sächsische Gaue nach einer Karte des M. Jordanus von 1559

Wanderbewegungen nach Klimaverbesserung – Im späten 7. Jahrhundert kam es nach einem Rückgang des Meeresspiegels und wieder angestiegenen Temperaturen knapp über den heutigen wieder zu einer Besiedelung. In das holsteinische Gebiet wanderten Sachsen von südlich der Elbe ein. Das schleswigsche Gebiet erhielt Zuzug von Jüten aus dem Norden (Lange, S.40; Bohn, S.8).

In das nordseenahe Gebiet des späteren Landesteils Schleswig wanderten die Friesen aus dem heutigen West- und Ostfriesland um 800 ein. Das Zielgebiet war damals noch wesentlich größer, da die großen Sturmfluten von 1362 (2. Marcellusflut) und 1634 noch nicht gewütet hatten. Das heutige Watt zwischen den nordfriesischen Inseln war noch Teil der Uthlande, große Inseln mit fruchtbarem Marschland (s. Karte rechts).

Aus dem heutigen Mecklenburg kamen die Abodriten (Schreibweise unterschiedlich: „Abotriten“, „Obotriten“, „Obodriten“), ein westslawischer (wendischer) Stamm, der sich auf Ostholstein verteilte. Die Wagrier ließen sich im östlichen Hügelland und an der Trave nieder, ihre zentrale Burg war Starigrad, das heutige Oldenburg, die wichtigsten Orte waren Plön und Liubice (Alt-Lübeck). Die Polaben siedelten im Gebiet der heutigen Kreise Herzogtum Lauenburg, Lüchow-Dannenberg, Nordwestmecklenburg. Ihre Hauptburg war Ratzeburg.

Mutmaßliches Nordfriesland vor der Marcellusflut von 1362

Sachsen besiedeln Nordelbien – Die von Süden her zuwandernden Sachsen ließen sich im heutigen mittel- und westholsteinischen Bereich bis in den Raum nördlich der Eider nieder und bildeten drei „nordalbingische“ Gaue („Go“) als politische Strukturen aus: Stormarn, Holstein und Dithmarschen, die später entsprechend den Ur-Kirchspielen geviertelt waren. Das Barmstedter Gebiet, das wie die übrigen Landschaften noch stark bewaldet war, über dessen damalige Besiedelung allerdings nichts bekannt ist, gehörte möglicherweise zum Kellinghusener Viertel. Südlich der Krückau lag das stormarnische Rellinger Viertel. Das Barmstedter Gebiet – wie der gesamte Krückau-Verlauf – bildete im Laufe der nächsten Jahrhunderte das Grenzgebiet des sächsischen Gaus Stormarn gegenüber Holstein. Stormarn reichte nördlich der Elbe von der Alster bis zur Stör, teilweise wird auch die Krückau als Grenze markiert, und wurde im Norden von einem großen Waldgebiet, dem Kisdorfer Wohld begrenzt. Der holsteinische Gau wiederum wurde von der Stör im Süden, der Marsch im Westen und im Norden ebenfalls durch ein großes Waldgebiet begrenzt. Jenseits davon im Osten lag der spätere Gau Faldera und hinter einem weiteren großen Waldgebiet das Territorium der Abodriten/Obotriten.

Im Unterschied zu den südelbischen Sachsengebieten gab es hier möglicherweise zu dieser Zeit noch keine festgefügte gesellschaftliche Spaltung in Adel („Edelinge“) und Minderfreie („Laten“). Es handelte sich um eine rein bäuerliche Bevölkerung, die nach Degn eine urdemokratische Verfassung besaß, denn an den regelmäßig stattfindenden Things („Dings“) konnten im Unterschied zu den Konventionen in den südelbischen Sachsengauen alle teilnehmen. Allerdings bestehen in der neueren Forschung erhebliche Zweifel an Degns Ansicht, v. a. an seinem Ausdruck „Verfassung“, der der neuzeitlichen politischen Denkweise entstammt. Es war – nach J. Stüben – eine geschichtete, allerdings nicht starre Gesellschaft mit Auf- und Abstiegsmöglichkeiten. Die Feinstruktur ist in der Forschung stark umstritten, weil die Quellen überwiegend aus schauenburgischer Zeit stammen. Eine Gesellschaft von Gleichen war es jedenfalls offenbar nicht, denn auf sächsischen Friedhöfen hebt sich „eine Gruppe von Körpergräbern ab, die sich durch die Beigabe von Waffen, Reitzeug und auch Pferden auszeichnet. Möglicherweise wird mit diesen Kriegergräbern eine sächsische Führungsschicht gefasst.“ (Lange, S.42)

Die nordelbischen Sachsengaue in der Karolingerzeit (700 – 966)

Die Eroberungen Karls des Großen

Franken begründen christlich-römisches Kaisertum. – Unter Karl dem Großen hatten sich die Franken zur beherrschenden Macht in West- und Mitteleuropa aufgeschwungen und in mehreren Feldzügen die Sachsen bis zur Elbe besiegt und zum Christentum bekehrt oder gezwungen. Karl hatte sich am Weihnachtsfest des Jahres 800 in Rom durch Papst Leo III. zum römischen Kaiser erheben lassen und damit seinem Herrschaftsanspruch eine religiöse Bedeutung gegeben. Das fränkische Reich verfolgte jetzt die Idee, die imperiale Herrschaftsordnung des antiken römischen Reiches mit der eines christlichen Abendlandes zu verbinden. Damit sollte eine Entsprechung zum oströmischen Reich geschaffen werden, das ungebrochen weiter existiert hatte und vom byzantinischen Kaiser regiert wurde. Karl stieß damit jedoch im Sachsengebiet auf starken Widerspruch. Der Gegensatz zwischen fränkischem Königtum und sächsischer Gemeinfreiheit sowie zwischen (fränkischem) Christentum und sächsischem Götterglauben war ein beherrschendes Thema der Zeit. Christliche Mission, ausgeübt von Bischöfen und Mönchen, und fränkische Herrschaft, durchgesetzt mit militärischen Mitteln, waren aus dieser Sicht kein Gegensatz, sondern eine notwendige Strategie zur Konsolidierung des christlichen Abendlandes.


Karolingische Panzerreiter

Frankenreich unterwirft Nordelbien mit Hilfe der Abodriten – Die fränkische Eroberung der sächsischen Gebiete war erst in mehreren Feldzügen erreicht worden, bei denen fränkische Siege durch immer wieder neue Aufstände und den hartnäckigen Widerstand der Sachsen infrage gestellt wurden. Der sächsische Herzog Widukind war zweimal zu den Dänen geflüchtet, ergab sich schließlich jedoch und ließ sich taufen.
Frühmittelalterliche Bewaffnung: Spatha, Sax, Franziska, Spangenhelm, Lanzenspitze und Schildbuckel, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
Für den fränkischen König Karl war damit auch das nordelbische Gebiet unterworfen, so dass er Sendboten dorthin schickte, die hier Herrschaftsrechte wie die Rechtsprechung ausüben sollten. Nach der Chronik des Einhart wurden einige von ihnen im Jahre 798 jedoch von den Nordelbiern gleich getötet und andere gefangen genommen, um sie auszutauschen. Karl „ergriff die Waffen gegen die eidbrüchigen Empörer und verwüstete, um die Ermordung seiner Sendboten zu rächen, alles sächsische Land zwischen Elbe und Weser mit Feuer und Schwert. Die Transelbier aber, übermütig, weil sie die königlichen Gesandten ungestraft getötet hatten, zogen nun gegen die Abodriten zu Felde; diese standen nämlich immer auf Seiten der Franken, seitdem sie von ihnen als Bundesgenossen aufgenommen worden waren. Ihr Herzog Thrasko zog den anrückenden transelbischen Sachsen mit all seinen Truppen entgegen und brachte ihnen auf dem Sventana-Feld (bei Bornhöved) eine schwere Niederlage bei. Denn gleich beim ersten Zusammentreffen fielen 4000 von ihnen […] Sie wurden also in die Flucht geschlagen und kehrten mit großen Verlusten nach Hause zurück.“ (Einhart, wiedergegeben bei Degn, S. 32) 802 ließen die Franken nach der gleichen Quelle durch ein sächsisches Heer das transelbische Sachsengebiet verwüsten und im Jahr 804 die gesamte sächsische Bevölkerung nördlich und südlich der Elbe ins Frankenreich verschleppen und ihre Felder verwüsten. Das nordelbische Gebiet überließ Karl den Abodriten. Die Dänen ließen allerdings die fränkisch-slawische Expansion nach Norden nicht widerstandslos geschehen und griffen die Abodriten an, siegten 808 und machten diese zinspflichtig. Karl ließ im Jahr 808 jedoch seinen Sohn einen weiteren Feldzug gegen die Dänen führen, der zur Vertreibung und Rückeroberung des abodritischen Gebiets führte. Im Verlauf des dänischen Rückzugs allerdings ließ König Godafred (Godfred/Göttrik) den Handelsplatz Reric in der Nähe des heutigen Wismar verwüsten, führte die dortigen Kaufleute mit sich fort und siedelte sie in Haithabu (Hedeby) an der Schlei an.

Frühmittelalterliche Bewaffnung: Spatha, Sax, Franziska, Spangenhelm, Lanzenspitze und Schildbuckel, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Zwischen dänischen und fränkischen Gesandten kam es daraufhin im Jahre 809 zu einer Zusammenkunft in Badenfliot (Beidenfleth) an der Stör, die aber ohne Einigung endete. Karl ließ zur Sicherung seines Herrschaftsanspruchs über das nordelbische Gebiet an der Stör beim heutigen Itzehoe den Grafen Egbert eine Burg errichten, die Burg Esesfelth, neben der das spätere Itzehoe entstehen sollte, um dort „den Platz in Besitz zu nehmen“. Sie erhielt eine fränkische Besatzung, um den Herrschaftsanspruch Karls auch über das nordelbische Gebiet zu beweisen.

Der Dänenkönig Godafred (Göttrik) ließ seinerseits zur Verteidigung das Danewerk westlich der Schlei – an der schmalsten Stelle der jütischen Halbinsel – bauen. Godafreds Nachfolger Hemming schloss 811 mit Karl dem Großen Frieden, wodurch die Eider-Trave-Linie als Grenze zwischen beiden Reichen festgelegt wurde.

Schon 810 wurde ebenfalls durch Vertrag der Limes Saxoniae als nordelbische Grenze gegenüber den Abodriten in Ostholstein festgelegt. Diese Linie war dicht bewaldet und nur durch einige Ringwälle als Burgen befestigt, übrigens von beiden Seiten. Sowohl die Abodriten als auch die Sachsen sicherten sich durch solche – wohl als Fluchtburgen angelegte – Befestigungen vor Angriffen von der anderen Seite. Das Gebiet westlich davon bis zu den Grenzwäldern zu den Gauen Holstein und Stormarn wurde jetzt zum Gau Faldera.

Burg Esesfelth von 810

Gründung Hamburgs – An der durch Inseln und Flussarme stark gegliederten Mündung der Alster in die Elbe wurde gleich nach dem Tode Karls im Jahr 814, auf Befehl seines Sohnes Kaiser Ludwigs des Frommen, wohl auf dem Gelände einer ehemals sächsischen, dann abodritischen Siedlung die Palisadenfestung Hammaburg errichtet, um die herum eine Siedlung bestand. Zur derzeitigen archäologischen Forschungslage hat übrigens das Archäologische Museum Hamburg unter dem Namen „Mythos Hammaburg“ einen digitalen Rundgang durch die Sonderausstellung von 2014/15 mit Hilfe von Google ermöglicht. Neben der Burg errichtete der Missionar und Benediktinermönch Ansgar eine erste Kirche. Sie sollte Ausgangsort der Missionierung des Nordens werden, die Ansgar durch seine Reisen nach Dänemark und Schweden im kaiserlichen Auftrag durchführte. Die Burg wurde Sitz des fränkischen Befehlshabers Graf Bernhard. Kaiser Ludwig der Fromme gründete 831 das Bistum Hamburg, das durch Papst Gregor IV. zum Erzbistum erhoben und mit dem zum Bischof geweihten Ansgar besetzt wurde. Der Historiker Ulrich Lange schreibt: „Um 810 war hier die erste Kirche in Nordelbingen errichtet worden. Neben der wirklichen Überzeugungsarbeit der christlichen Priester und Mönche gingen „nominelle Christianisierung, Unterdrückung heidnischer Kulte und Herrschaftssicherung […] Hand in Hand. Vor diesem Hintergrund betrieb Ebo von Reims den Aufbau einer Kirchspielorganisation in den Gauen Holsteins.“ (Lange, S.47) Durch die Verleihung des Titels Erzbischof weitete sich in der Folgezeit der päpstliche Auftrag Ansgars auf Abodriten und das gesamte Gebiet Skandinaviens aus. Er reiste zu diesem Zweck mehrere Male durch Dänemark und Schweden. In Haithabu, Ripen und Birka wurden unter Ansgar Kirchen gebaut und Gemeinden gegründet. Die Hammaburg wurde jedoch schon 845 von Wikingern/Nordmännern ausgeplündert und niedergebrannt. Ansgar flüchtete nach Bremen, wo er das dortige Bistum erhielt. Dieses wurde im folgenden Jahr mit dem Bistum Hamburg vereinigt. Die Handelssiedlung, der Wik, blieb im Unterschied zur Hammaburg in dieser Zeit erhalten und breitete sich aus.

Reste der Kaaksburg heute

Die erste Tauf- und Missionskirche für den Holstengau entstand in Pöschendorf, dem heutigen Schenefeld (Kreis Steinburg). Sie unterstand zunächst dem Verdener Sprengel. Innerhalb der Holsten-Stormarn-Gaue, in den heutigen Kreisen Segeberg, Pinneberg, Steinburg und Neumünster, sind aus dieser Zeit Burganlagen in Form von Ringwällen v. a. in der Störniederung bekannt, neben Esesfelth z. B. die Kaaksburg beim heutigen Schenefeld, etwa 9 km nördlich von Itzehoe. Es war eine sächsische Ringwallburg, die den Mittelpunkt des Holstengaus darstellte. Auch heute noch sind Wall und Tor gut sichtbar. Möglicherweise gab es aber auch an der Krückau bereits Burgen. (Dähn, S.394).


Auf der Insel Java wurde zu dieser Zeit das bedeutendste Bauwerk des Mahayana-Buddhismus, die „Pyramide“ von Borobudur gebaut. Es gilt bis heute als die größte buddhistische Tempelanlage der Welt. Von ca. 750 bis 850 n.Chr. entstand diese Stupa und verschwand wahrscheinlich um ca. 1000 unter einem vulkanischen Ascheregen, bis sie 1814 wiederentdeckt wurde. Der Buddhismus war schon in 5. Jahrhundert vor Christus in Indien entstanden und hatte im 1. Jahrtausend nach Christus immer stärkeren Einfluss auf Sumatra und Java gewonnen, bis er ab dem 15. Jahrhundert vom Islam verdrängt wurde. Im heutigen Indonesien haben sich nur auf Bali und Lombok bis heute buddhistische und hinduistische Kulturen erhalten.

Borobudur

Karolinger und Ottonen regieren bis 1024. – 843 wurde das Karolingerreich geteilt. Ostfranken, zu dem Nordelbien gehörte, wurde bis 911 von Karolingern regiert: 843-876 Ludwig II. (der Deutsche), Karlmann bis 880, Ludwig III. (der Jüngere) bis 880/82, Karl III. (der Dicke), Arnulf von Kärnten bis 899, Ludwig IV. (das Kind) bis 911. Als nachfolgende Dynastie regierten mit der Thronbesteigung Heinrichs I.die Liudolfinger/Ottonen ab 919 das ostfränkisch-deutsche Reich (bis 1024). Außenpolitisch wichtig waren v. a. die Kriege gegen die Magyaren, die 933 besiegt wurden und die Unterwerfung der Elbslawen und Böhmen. 936 wurde Otto I. König. Nach der Schlacht gegen die Magyaren auf dem Lechfeld 955 waren die Ungarn endgültig besiegt. Otto ließ sich 962 zum Kaiser krönen und erneuerte so das römische Kaisertum von Karl dem Großen und bestätigte die Pippinsche Schenkung, wodurch der Kirchenstaat und der Papst als weltliche Macht ihre Legitimation erhielten. Die Nachfolger waren: Otto II. 973-983, Otto III. 983-1002, Heinrich II. ab 1002 König, ab 1014 Kaiser, er starb ohne Erben 1024.

Billunger, Bischöfe und Abodritenkriege in den Gauen Stormarn und Holstein (966 – 1100)

Billunger, Bischöfe, Dänen und die Abodriten – 953 ernannte König Otto I., der gleichzeitig Herzog von Sachsen war, Hermann Billung als Markgrafen zu seinem ständigen Vertreter in Nordelbien, ab 964 wurde er zum sächsischen Herzog erhoben. (Bohn, S. 17) Bedeutsam wurde er bis heute u. a. durch die Gründung von Lüneburg. Da Hermann das Amt auf seine Nachkommen vererben konnte, herrschten von jetzt an neben den Erzbischöfen von Bremen und Hamburg, die seit 945 aus Sicherheitsgründen in Bremen saßen, auch die Billunger als Herzöge und Markgrafen über den Gau Stormarn und dessen Hauptort Hamburg. Dieser wurde mehrfach zerstört, 913 und 983 durch Überfälle der Abodriten. Im Norden war mit Haithabu ein wichtiges ökonomisches, politisches und kulturelles Zentrum entstanden, ein Knotenpunkt für den Nord-Süd-Handel über die alte Heerstraße auf dem Geestrücken und den Ost-West-Handel mit dem nahen Hafen Hollingstedt an der Treene über die Eider bis in die Nordsee. Fernhandelskaufleute aus England, von der Rheinmündung, aber auch arabische Sklavenhändler und Wikinger aus dem Norden, die hier ihre Beute verkauften, besuchten diese einzige Stadt nördlich der Elbe häufig. Von Hamburg aus wurde hier ein (Suffragan-)Bistum errichtet, nachdem der dänische König Harald I. Blauzahn zum christlichen Glauben übergetreten war. Sein Sohn Svend I. Gabelbart vertrieb jedoch den Bischof und ließ Raubzüge in die sächsischen Gebiete zu. Erst sein Sohn Knud II. (1018-1035), der zum Herrscher eines die Nordsee umspannenden dänischen Großreiches wurde, förderte die Kirche wieder und ließ neben dem Bischofssitz, Schenkungen und Privilegien auch erstmals die Gründung von Benediktinerklöstern zu, die für die Ausbreitung der katholisch-abendländischen Kultur in Skandinavien von entscheidender Bedeutung wurden. (Bohn, S.12) Haithabu allerdings wurde in dieser Zeit mehrfach verwüstet und nach dem letzten Überfall durch heidnische Abodriten im Jahre 1066 nicht wieder aufgebaut. Stattdessen wurden die Funktionen auf das gegenüber am Schleiufer neu entstandene Schleswig übertragen, welches in dem folgenden Jahrhundert, bis zur Entstehung Lübecks, die Handelsmacht Haithabus übernehmen konnte.

Die Entwicklung in Hamburg – Nachdem sich auch in Stormarn über längere Zeit wieder friedliche Verhältnisse eingestellt hatten, wurde 1013/1030 das Hamburger Domkapitel gegründet, wobei Erzbischof Unwan (1013-1029) zunächst in der bischöflichen Altstadt für den Wiederaufbau sorgte und einen hölzernen Dom erbauen ließ. Sein Nachfolger Benzelin Alebrand (1035-1043) ließ einerseits für sich ein steinernes Haus, den Bischofsturm, und 1037 dann einen Dom aus Quadersteinen erbauen. Der Dom befand sich im Bereich der ehemaligen Hammaburg, ebenfalls eine Domschule und die Wohnung des Erzbischofs. Die Domherren residierten am Speersort. Das Domkapitel war v. a. zuständig für die Verwaltung der Dom-Immunität. Wichtig wurde auch der nachfolgende Erzbischof Adalbert (1043-1072), der als Freund der Kaiser Heinrich III. und Heinrich IV. und Papstanwärter sich für das Erzbistum Bremen entschied und dort eine große Machtfülle aufbaute. (Klessmann, S.33)

Im 11. Jahrhundert kam es zu einer zunehmenden Rivalität der geistlichen und weltlichen Herren in Hamburg. Ebenso wie die Bischöfe ließen sich die Billunger Grafen in ihrer Neustadt steinerne Häuser bauen, die Alsterburg und die Neue Burg. Gerade gegenüber den Abodriten drückte sich die unterschiedliche Politik aus. Während die Billunger mit hohen Tributforderungen und Unterdrückungsmaßnahmen gegen die Abodriten auftraten, bemühten sich die Erzbischöfe um deren Christianisierung und ein gutes Verhältnis. Die Abodriten rächten sich 1066 und 1072 (Kruko) gegenüber den Maßnahmen der Billunger durch Verwüstung der Stadt, die damals noch recht klein war: im Norden die noch nicht gestaute Alster mit breitem Sumpfufer, im Süden der Gröningerstraßenfleet (heute Ost-West-Straße) und im Osten der neu erbaute Heidenwall (heute Rosenstraße – Gerhart-Hauptmann-Platz – Schopenstehl), eine dicke Befestigung aus Palisaden und Erde. Der Erzbischofssitz wurde endgültig 1223 nach Bremen verlegt, nachdem 1216 Alt- und Neustadt von Hamburg unter gräflicher Oberherrschaft verbunden worden waren.

Herrschaftsgliederung in Nordelbien – Das Gebiet der Stormarn (Sturmaren), Holsten (Holceten) und Dithmarscher (Tedmarsgoer) war noch unter Karl dem Großen kurzfristig unter slawische Herrschaft geraten und hatte Deportationen hinnehmen müssen. 802 war die Lex Saxonum an die Stelle alter volksrechtlicher Überlieferungen getreten. Bereits vorher waren harte Strafmaßnahmen gegen heidnische Kulthandlungen verhängt worden. Die fränkische Grafenverfassung orientierte sich allerdings weiterhin an der Gaugliederung der sächsischen Siedlungsräume. (Lange, S.42) Die Verfassungsverhältnisse sind nur spärlich aus Quellen zu erschließen, zeigen jedoch eine weitgehende Kontinuität in den traditionellen politischen Rechten, was sich z. B. darin ausdrückte, dass die Gaue weiterhin vom Go-Ding, die Viertel von den Lot-Dingen aller freien Männer selbstverwaltet wurden und sich in Thingversammlungen zu Kriegszeiten und für gaurichterliche Funktionen aus ihrer Mitte Overboden bzw. Boden (in den Vierteln) wählten, die dann dem Heeresaufgebot der Billunger gegen die Abodriten oder Dänen folgen mussten. Es entstand so eine „Volksadelsschicht“, die „sich durch Ansehen und Aufgaben, vielleicht auch durch Erblichkeit und größeren Besitz von den übrigen „Freien“ abhob. (Degn, S.43) Möglicherweise ist dieses die Entstehungsbedingung für die dem niederen Adel angehörenden späteren Ritter von Barmstede, die 1141 zum ersten Mal erwähnt werden. Über diesen standen bis 1106 die Billunger Grafen aus dem sächsischen Adel als Beamte und Stellvertreter des Königs. „Ihnen oblag die höhere Gerichtsbarkeit, der Schutz der Kirche, das Aufgebotsrecht und die militärische Führung. Die Aufgebote wurden aus der Masse der freien Bauern kleineren und mittleren Besitzstands gestellt.“ (Lange, S.43)

siehe Sachsenkriege, Investiturstreit und Erster Kreuzzug

Kriege und Siedlungspolitik unter Heinrich von Badwide und Adolf II. von Schauenburg (1111 – 1141)

Das Nesselblatt-Wappen der Schauenburger

1106 war der letzte männliche Billunger gestorben. Sein Nachfolger als sächsischer Herzog wurde Lothar von Süpplingenburg, dessen politisches Zentrum Braunschweig wurde. Er wurde zum Anführer der antikaiserlichen Opposition und konnte sich durch erfolgreiche Heerzüge zum alleinigen Herrscher Sachsens aufschwingen. 1110 führte er einen Feldzug gegen die Abodriten und setzte nach seinem Sieg den dänischen Jarl Knud von Schleswig zu deren König ein. Knud ließ daraufhin eine Burg auf dem Kalkberg bauen.

Um im Norden des Reichs eine Verteidigung gegen Dänen und Abodriten zu sichern, vergab Lothar 1111 die Grafschaften Holstein und Stormarn als Lehen an den Grafen Adolf I. von Schauenburg, der damit zum Gründer einer Dynastie über 350 Jahre wurde. Adolf baute die Alsterburg in Hamburg jetzt verstärkt aus. Die Stammburg seiner Familie, die Schauenburg, stand an der Weser bei Rinteln. Als nördliches Grenzgebiet des Reiches fielen Verteidigungsaufgaben gegen die Wenden (Abodriten) in Ostholstein und die Dänen an. Die Elbmarschen und Dithmarschen gehörten dabei nicht zum Schauenburger Gebiet, sondern zur Grafschaft der beiden Elbgestade, deren Lehnshoheit beim Erzbistum Bremen lag und (bis 1144) von den Grafen von Stade verwaltet wurden.

Deutsch-gelb.jpg Nach dem Tod Heinrich V. wurde der Sachsenherzog 1125 als Lothar III. zum König gewählt und 1133, als er sich nach der Wahl eines Gegenpapstes (Schisma) für Innozenz entschied, von diesem zum Kaiser gekrönt.

1126 begann Vicelin unter Erzbischof Adalbero mit seiner Missionstätigkeit unter den Abodriten im Raum Lübecks. 1127 gründete er ein Kloster im Grenzgebiet zwischen Holsaten und Slawen und nannte es Novum monasterium, aus dem der heutige Name Neumünster hergeleitet ist. Dieses Kloster lag am Südrand des heutigen Stadtkerns von Neumünster.

Adolf zerstörte in seinem letzten Lebensjahr 1130 die Burg des Jarl Knud auf dem über 100 m hohen Kalkberg, da er sie als Bedrohung empfand. Aber bereits 1134 entschied Kaiser Lothar das Gegenteil. Er ließ – nach Helmold von Bosau – „das ganze Volk der Nordelbier“ die Siegesburg (Segeberg) bauen, um von da aus die Slawen/Wenden zu unterwerfen und zu missionieren. Der von Lothar als Bischof ausersehene Vicelin ließ am Fuß des Berges eine Kirche und ein Chorherren-Stift bauen, das aber kurz darauf von wendischen Angreifern zerstört wurde, woraufhin Vicelin nach Neumünster flüchtete.

Die Siegesburg auf dem Kalkberg nach einem Stich von 1588

Adolf II. erbte 1130 die Grafschaften Holstein und Stormarn und betrieb hier eine starke Siedlungspolitik. Es wird vermutet, dass in dieser Zeit auch das Kirchspiel Barmstedt mit seinen Dörfern als neuer Verwaltungsbezirk entstand. In dem jeweiligen Zentrum hatte der gräfliche Beamte seinen Sitz.

1138 verlor Adolf II. allerdings seine Grafschaft wieder, als Konrad III., ein Staufer, zum römisch-deutschen König gewählt wurde. Der gestorbene Lothar III. hatte Heinrich den Stolzen als Herzog von Sachsen ausgewählt. Konrad III. zwang diesen nun wegen seiner sonst übermächtig werdenden Stellung zum Verzicht auf eines seiner beiden Herzogtümer Bayern oder Sachsen. Nachdem dieser sich aber weigerte, wurde er auf einem Hoftag geächtet und verlor beide Herzogtümer. Sachsen erhielt Albrecht der Bär, der wiederum seinen Gefolgsmann Heinrich von Badewide mit der Grafschaft Stormarn und Holstein belehnte. Adolf II., der Lehnsmann Heinrichs des Stolzen, ging leer aus.

Eroberung Wagriens 1138/39. Sofort führte der neue Graf in Wagrien einen Krieg gegen die aufständischen Wenden. Damit sollte die kurz zuvor erfolgte Zerstörung der Siegesburg und des Faldera-Gaus durch die Slawen/Wenden gerächt werden. Sicherlich sind damals auch die Barmstedter Ritter inclusive Gefolge mitgezogen, denn nach Helmold von Bosau zog der Sachsenherzog „mit einem Heer von Holsten und Stormarnern […] winters ins Slawenland ein und verheerte es; nur die Burgen widerstanden.“ (Degn, S.48) In den folgenden Jahren wurden alle Burgen eingenommen und das ganze Land verwüstet. Nach diesem Sieg war das Gebiet vollständig sächsisch beherrscht. Der Limes Saxoniae und die slawischen Wallburgen verloren damit ihre Bedeutung. Eine Liste der im Frühmittelalter angelegten Burgen in Schleswig-Holstein – ohne die bisher nachgewiesenen Anlagen im Barmstedter Raum – ist hier zu finden.

Heinrich der Stolze konnte kurz darauf seine Machtposition als Herzog in Sachsen – gegen den Askanier Albrecht den Bären – zurückgewinnen und für seinen 12-jährigen Sohn Heinrich den Löwen 1142 sichern. Er setzte gleich darauf wieder den Schauenburger Adolf II. als Graf in Nordelbien ein. Heinrich von Badwide ließ aus Wut deshalb die Segeberger Burg und die Feste Hamburg zerstören. Der Streit wurde schließlich so geschlichtet, dass Heinrich von Badwide Ratzeburg und Polabien, Adolf II. die Grafschaft Holstein-Stormarn jetzt inclusive Segeberg und Wagrien erhielt. Er ging jetzt, nachdem die alte slawische Bevölkerung weitgehend getötet, vertrieben oder abgewandert war, an die planmäßige Wiederbesiedelung des wendischen Gebiets durch Werbung in Holstein, Stormarn, Flandern, Holland, Utrecht, Westfalen und Friesland, woraufhin – nach Helmold – eine zahllose Menge nach Wagrien aufbrach.

Die Holsten erhielten Wohnsitze westlich von Segeberg, an der Trave und in weiteren Gebieten. Adolf II. betrachtete das eroberte und ihm zugesprochene Land als Kolonialland, in dem er eine echte Lehnsherrschaft besser errichten konnte als in Holstein und Stormarn, wo noch die alte Gauverfassung und der sächsische Volksadel einer feudalen Herrschaftsordnung Schranken setzten. Die verbliebene slawische Bevölkerung wurde in den Kätner- oder Insten-Stand herabgesetzt. Sie hatten keine Teilhabe am sächsischen Recht. Graf und Kirche schufen mit der Einführung der Grundherrschaft darüber hinaus feudale Rechtsverhältnisse, was später auf Stormarn und Holstein zurückwirkte. Denn Adolf setzte auch Angehörige des holsteinischen und stormarnischen Volksadels als Vasallen ein, die von hier aus die grundherrschaftlichen Muster in ihre Stammlande übertrugen. So bildeten sich eine gräfliche Lehnsmannschaft und dazu eine enge Verflechtung des höheren Klerus mit den Schauenburgern aus. (Bohn, S. 20)

Die Neubesiedelung des riesigen Gebietes wurde sehr planmäßig angegangen. Dörfer, Straßen, Brücken, Entwässerung, Stauwehre, Wassermühlen wurden von den Siedlern angelegt und in Lehnsrecht von Turmhügelburgen aus, meist durch Ritter als Lehnsmannen des Grafen, verwaltet. (vgl. Degn, S. 52) Eine solche rekonstruierte Burg in Lütjenburg kann man heute besichtigen.


Zu dieser Zeit dürfte das Kirchdorf Barmstedt um die St. Margarethenkirche herum bereits bestanden haben. Es bildete das Zentrum des Ur-Kirchspiels Barmstedt (parochia Barmetstede), zu dem der nordwestliche Teil des Gaus Stormarn gehörte. Es wurde im Westen von der Marsch, im Norden von der Stör-/Bramauniederung begrenzt. Horst wurde jedoch sehr früh ein eigenes Kirchspiel und 1234 dem Kloster Uetersen als Patrimonialgut zugesprochen. Seitdem war das Ur-Kirchspiel eine zusammenhängende Verwaltungseinheit, die bis heute fast unverändert zusammengehörte und jetzt den nördlichen Teil des Kreises Pinneberg bildet. Elmshorn, die Dörfer des heutigen Amtes Rantzau, Raa-Besenbek und möglicherweise weitere Gebiete südlich bis Uetersen gehörten damit zum Urkirchspiel Barmstedt. Den Zehnten, die mittelalterliche „Kirchensteuer“, hatten die Bauern an das Erzbistum Hamburg-Bremen abzuliefern. Über weitere lehnsrechtliche Verpflichtungen liegen keine Quellen vor. Allerdings gehörte zum Dorf auch ein dem Erzbistum gehörender Hof Barmstedt (curtis in Barmitste). Die Erzbischöfe hatten neben ihrer geistlichen Herrschaft über weite Gebiete südlich der Elbe und über Holstein auch die Territorialherrschaft über die Elbmarschen und Dithmarschen.

Die Anlage einer Wasserburg an der Stelle der heutigen Schlossinseln in der Krückau und möglicherweise weiterer Burgen, z.B. bei Langeln und Uetersen, können in dieser Zeit erfolgt sein, es gibt jedoch keine Quellen hierzu, nur archäologische Befunde. Unklar ist bis heute, ob die Inseln und der Mühlenstau künstlich angelegt wurden oder natürlichen Ursprungs sind. Die hier vorliegende natürliche Barre ließ sich jedenfalls leicht für eine Verteidigungsanlage nutzen, indem durch ihre Erhöhung eine Überschwemmung der sumpfigen Wiesen um die Inseln herum erreicht werden konnte. Für eine künstliche Anlage spricht, dass in Hamburg 1189 ein Damm durch die Alster gebaut wurde, um mit dem gestauten Wasser eine Kornmühle anzutreiben.

Literatur

Dähn, Arthur: Ringwälle und Turmhügel. Mittelalterliche Burgen in Schleswig-Holstein, Husum 2001

  • Dähn, Arthur: Ringwälle und Turmhügel. Mittelalterliche Burgen in Schleswig-Holstein, Husum 2001
  • Degn, Christian: Schleswig-Holstein – eine Landesgeschichte. Historischer Atlas, Neumünster 1994
  • Bohn, Robert: Geschichte Schleswig-Holsteins, München 2006
  • Klessmann, Eckart: Geschichte der Stadt Hamburg, Hamburg 1981
  • Lange, Ulrich (Hg.): Geschichte Schleswig-Holsteins: von den Anfängen bis zur Gegenwart, Neumünster 2003
  • Laur, Wolfgang: Die Ortsnamen im Kreise Pinneberg. Kieler Beiträge zur deutschen Sprachgeschichte, Neumünster 1978
  • Lorenzen-Schmidt, Klaus-Joachim / Pelc, Ortwin (Hrsg.): Schleswig-Holstein Lexikon, Neumünster 2000
  • Seebach, Carl-Heinrich: 800 Jahre Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein, Neumünster 1985
  • Stüben, Joachim: Anmerkungen zu „Barmstedt-Geschichte Heft 1“, unveröffentlicht
  • Theilig, Bernhard: Der Anfang Barmstedts. (Urkunde Adalberos…), in: Jahrbuch für den Kreis Pinneberg 1980
  • Theilig, Bernhard: Die Heiligen-Geist-Kirche in Barmstedt und ihre Geschichte, in: Jahrbuch für den Kreis Pinneberg 1980
  • Theilig, Bernhard: Die 7 Epochen in der Geschichte unserer engeren Heimat, in: Jahrbuch für den Kreis Pinneberg 1999
  • Theilig, Bernhard: Die Geschichte der Schloßinsel Rantzau zu Barmstedt, in: Jahrbuch für den Kreis Pinneberg 1987
  • Freytag, Erwin: Schriften des Vereins für schleswig-holsteinischen Kirchengeschichte 2./17.Band 1859/60