Allgemeines
Die König- und die Moltkestraße hieß bis zum 18. Dezember 1893 nach ihrer ursprünglichen Flurbezeichnung „Op de Oh“ (Auf der Ohe). Es war zu dieser Zeit üblich und entsprach dem damaligen nationalen Zeitgeist, den politischen und militärischen Obrigkeiten mit der Umbenennung von Straßen Denkmäler zu setzen. Aus dieser Zeit stammen die fast in jedem Ort zu findenden Moltke-, Roon-, Kaiser-, Bismarck- oder Königstraßen.
Haus Königstraße 3
Im Gebäude Königstr. 3 war von 1905 bis etwa 1965 der Kolonialwaren- bzw. Lebensmittelgroßhandel Brodersen untergebracht. Die Entwicklung der Firma Brodersen begann in dem damaligen Geschäftsgebäude gegenüber der Gastwirtschaft Lütje; seit etwa 1924 hatte hier die Drogerie Sommerfeldt, später die Parfümerie am Markt ihren Sitz (Königstr. 2). Heinrich Brodersen erwarb um 1919 auch den Holsteinischen Hof gegenüber dem Kleinen Marktplatz.
Königstraße 10 / Ehemalige Meierei
Bis zum August 2002 befand sich an der Stelle, an der sich heute ein Lidl-Markt befindet, die im Jahre 1880 gegründete Meierei Barmstedt.
Haus Königstraße 19, Sparkasse
Das Gebäude wurde 1911 an der gleichen Stelle erbaut, wo die Sparkasse bereits über ein halbes Jahrhundert lang in einem Privathaus bestanden hatte. Seit 1852 stand sie nämlich in der Obhut der Familie Mangels und war in deren Haus untergebracht.
Gegründet wurde sie als „Spar- und Leihkasse im Flecken Barmstedt“ am 1. Dezember 1821. Sie war die erste ihrer Art im Gebiet des Kreises Pinneberg. Anfangs war sie eine Privatkasse, wurde aber 1878 aus finanztechnischen Gründen (Mündelsicherheit u.a.) zur Fleckens-, d.h. Gemeindesparkasse. Seit 1895 hieß sie „Städtische Spar- und Leihkasse“. Sie war sowohl für Privatleute als auch für die lokale Wirtschaft sehr wichtig und auch so erfolgreich, dass sie aus ihren Überschüssen beachtliche Summen für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stellen konnte.
1911, im gleichen Jahr, als das Sparkassengebäude bezogen wurde, erwuchs der Sparkasse ein Konkurrent: die ehemalige Land-Sparkasse. Die Existenzgrundlage der „Städtischen Sparkasse“ war aber so fest, daß sie sich weiterhin erfolgreich behaupten konnte. Die Landsparkasse war in dem Gebäude Reichenstraße 4 (heute Uhrenfachgeschäft Raven) untergebracht, später – bis 1943 – war hier der Sitz der „Kreissparkasse Pinneberg“ (gegründet 1828).
Am 1. Juli 1943 fand eine (Zwangs-)Fusion der „Städtischen Sparkasse“ mit der „Kreissparkasse Pinneberg“ statt.
In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg veränderte das Gebäude der Kreissparkasse mehrfach sein Gesicht. 1951 fanden wesentliche Um- und Erweiterungsbauten statt. In den Jahren 1965/66 erhielt das Gebäude einen Anbau mit einem Flachdach einschließlich einer Vollunterkellerung an der Königstraße. Das Erdgeschoß wurde vollständig umgebaut, der Haupteingang in den Anbau verlegt. Die Einweihung das Erweiterungsbaues an der Königstraße fand am 21.4.1966 statt.
1988/89 erfolgten erneut Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten, um die vorhandenen Räume den neuen Anforderungen (u.a. SB-Bereich) anpassen zu können.
Die äußere Gestaltung der baulichen Erweiterung wurde in Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalschutz in Pinneberg entwickelt, um eine harmonische Anlehnung an den dominierenden Altbau zu erreichen. So setzt der neue Eingang einen architektonischen Akzent. Der aus den 60er Jahren stammende Anbau erhielt eine Backsteinfassade. Alt- und Neubau wurden durch einen Turm als Abschluß aufeinander abgestimmt. Die baulichen Veränderungen machten es möglich, den Aufgang zu den Sparkassenräumen behindertengerecht anzulegen.
Aus der Fusion der Kreissparkassen Pinneberg und Segeberg mit der Stadtsparkasse Neumünster entstand am 1. August 2005 die heutige Sparkasse Südholstein.
Haus Königstraße 25
Das Haus gehörte seinerzeit dem letzten privilegierten „Fleckensmusikus“ Friedrich Christian Martin Bahnsen. Vor Einführung der Gewerbefreiheit 1867 war die Ausübung des Musikerberufs an ein Privileg gebunden. Barmstedt besaß seit 1812 das Recht, ein solches zu vergeben. Bahnsen kam 1846 aus Schleswig hierher; er brachte die besten Empfehlungen mit, u.a. vom Kantor C.G. Bellmann, dem Komponisten des Schleswig-Holstein-Liedes. Als Musiker und Mensch wusste er sich die Sympathien der Einwohnerschaft zu gewinnen. Man nannte ihn allgemein „Vadder Bahnsen“. Über die Kirchspielsgrenzen hinaus bekannt geworden ist er durch seine langjährige Tätigkeit als Musiklehrer an der hiesigen Präparandenanstalt. Er starb 1907. – Sein Haus ist noch insofern bemerkenswert, als es im Erdgeschoss bis zum 1. Oktober 1881 die Post beherbergte.
Haus Königstraße 30
Das Haus war seit dem 1.10.1844 das erste Postamt Barmstedts und ist in seiner äußeren Gestalt so gut wie unverändert erhalten geblieben.
Lange Zeit wurden Briefe und Geld täglich durch die Untertanen des Rantzauer Administrators als sogenannte „Laufreise“, also zu Fuß in das nächst gelegene Postamt nach Elmshorn gebracht. Vermutlich hat dieser Bote gegen geringes Entgeld auch Privatbriefe befördert. Militärische Gründe machten eine schnellere Verbindung Rantzaus mit Kopenhagen erforderlich. Dies führte am 14. September 1807 zur Einrichtung einer Feldpoststation, die jedoch am 2. Januar 1815 wieder eingestellt wurde.
Zu einem Fortschritt führte die 1826 in Barmstedt eingerichtete Extrapoststation. Personen wurden per Kutsche zu verschiedenen Zielen in der Umgebung befördert. Für den Transport von Waren musste fürjedes dafür benötigte Pferd ein Postgeld entrichtet werden. Die Extrapoststation wurde jedoch nur wenig in Anspruch genommen. Der Bau der Altona-Kieler Chaussee, auf der mit Pferde-Omnibussen Personen und Waren zügig nach Hamburg transportiert werden konnten, und der ab 1844 bestehende Eisenbahnanschluß in Elmshorn führten zur Einstellung des Personen- und Warenverkehres mit der Extrapost in Barmstedt.
Die private Briefpost wurde bis 1844 zweimal wöchentlich über das Elmshorner Postamt abgewickelt. Ein Botengänger transportierte die Briefe und Pakete von Barmstedt nach Elmshorn und umgekehrt und verteilte sie im Flecken Barmstedt gegen einen festgelegten Bringerlohn. Die allgemeine Entwicklung machte die Einrichtung einer eigenen Poststation in Barmstedt unaufschiebbar.
Am 1. Oktober 1844 wurde das erste Barmstedter Briefpostamt im noch heute erhaltenen Gebäude Königstraße 30 eröffnet. Ein Postbote ging an vier Wochentagen – ab 1849 sogar täglich – nach Elmshorn, um die aufgegebenen Briefe weiterbefördern zu lassen.
An genau festgelegten Tagen kehrte er mit der eingegangenen Post zurück, die dann in Barmstedt und Umgebung verteilt wurde. Erst 1853 konnte der Neubau einer Chaussee zwischen den Flecken Barmstedt und Elmshorn realisiert werden. Dadurch wurde der Einsatz eines Postwagens möglich, der ab 1854 täglich Briefpost und zweimal wöchentlich Fracht zwischen beiden Orten beförderte. Die hohen Kosten für den Postwagen waren wohl der Grund, warum ab 1861 die tägliche Beförderung des Postsackes zwischen Barmstedt und Elmshorn von privaten Frachtfuhrunternehmen übernommen wurde. 1866 wurde ein Landbriefträgerdienst eingeführt.
Ab 1868 übernahm ein Omnibusfuhrmann die Überbringung des Postgutes. Der sich steigernde Postverkehr machte es erforderlich, dass die Post in den folgenden Jahren mehrmals täglich befördert werden mußte. Am 1. September 1875 erhielt das Postamt seinen ersten Telegraphen.
Da die alten Räume in der Königstraße 30 zu eng geworden waren, fand ein Umzug in die Königstraße 25 statt, später, am 1.0ktober 1881, in die Reichenstraße 10. Endlich, am 15. September 1906, bezog das Postamt ein neues Gebäude in der Bahnhofstraße, die nach Einrichtung der Barmstedt-Elmshorner Eisenbahn gebaut worden war.
Haus Königstraße 38
Im Haus Königstraße 38 hatte der Rechtsanwalt und Notar Jaschke bis zu seinem Tod 1989 seine Kanzlei. Es ist 1853 vom damaligen Rantzau-Müller Jakob Friedrich Bornholdt erbaut worden. Hier starb am 5. September 1859 dessen Schwiegersohn, der vormalige Amtsverwalter auf Rantzau, Matthias Heinrich Theodor Rauert.
Haus Königstraße 61/63
Hier stand bis 1973 die Gaststätte „Zum weißen Rößl“. Das dreigeschossige Mehrfamilienhaus zur Ecke Seestraße wurde 1975-76 gebaut.
Adressbuch von 1926
Strasse | Name | Vorname | Titel/Stand | Beruf | Telefon |
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Königstraße 1 | Beste | Johann | Gastwirt | ||
Königstraße 1 | Bremer | Gustav | Händler | ||
Königstraße 1 | Hartenfels | Hans | Schneider | ||
Königstraße 1 | Hartenfels | Heinrich | Händler | ||
Königstraße 1 | Hartenfels | Wilhelm | Arbeiter | ||
Königstraße 1a | Dittmer | Alfred | Musiker | ||
Königstraße 1a | Dittmer | Maria | Wwe. | ||
Königstraße 1a | Dittmer | Rudolf | Musiker | ||
Königstraße 2 | Fabel | Hans | Holzhandlung | ||
Königstraße 3 | Priemer | Alfred | Bäckermeister | ||
Königstraße 4 | Demker | Wilhelm | |||
Königstraße 4 | Durr | Albert | Händler | ||
Königstraße 4 | Faden | Christine | Wwe. | ||
Königstraße 4 | Semmelhaack | Ida | |||
Königstraße 4 | Trede | Johannis | Schlachter | ||
Königstraße 5 | Burmeister | Heinrich | Arbeiter | ||
Königstraße 6 | Clausen | Martha | Hebammen-Schwester |
Quellen
- „Historischer Streifzug durch die Straßen Barmstedts“ von Hans Dössel, bearbeitet von Rudolf Schröder und Hildegard Burchert aus der Broschüre „850 Jahre Barmstedt“ (Hrsg. Stadt Barmstedt), 1989
- Archiv Eva und Peter Steenbuck
- Dössel, Hans: Barmstedt, geschichtliche Schau, 1988, Seite 166 ff. (Königstraße 30)
- Adressbuch ‚Kreis Pinneberg‘ 1926