Dr. med. Gaston Schroff

Dr. med. Gaston Schroff

Dr. med. Gaston Schroff (* 08. Januar 1911 in Paris; † 22. Mai 1986 in Barmstedt) war ein deutscher Kapitänleutnant und Arzt.

Gaston Schroff, 1984

Leben

Dr. Gaston Schroff wurde in Paris geboren und wuchs in der Pfalz und in München auf. Er besuchte die Oberrealschule und erlernte zuerst den Beruf Kunstschlosser.
Er war zeichnerisch begabt, spielte Geige und Zither und war der Kunst zugewandt. Sein Vater arbeitete längere Zeit als Kunstschlosser am Pariser Louvre und war Gewerbehauptlehrer in München.
Nach Studium und Promotion 1936 in Rostock war Dr. Gaston Schroff als Badearzt in Rostock-Warnemünde tätig. Dort lernte er seine erste Frau Alice aus begütertem Haus kennen, die nach Kriegsende in Hamburg ein neues Glück fand und nicht mit nach Barmstedt zog. Während des Krieges leistete er Dienst als Stabsarzt (Kapitänleutnant) einer Schnellbooteinheit der Marine, die in Norwegen stationiert war.
Ende 1944 wurde die Marine-Kraftfahr-Abteilung der Wehrmacht von Heidkaten bei Kaltenkirchen, nach Barmstedt verlegt. Ab Januar 1945 begann der Umzug von etwa 20 Holzbaracken. Auf Bemühung und Anregung von Dr. Gaston Schroff, der seit dem 1. Mai 1945 in Barmstedt gemeldet war und das Marine-Militärlager in Barmstedt betreute, wurde einer großen Anzahl von Heimatvertriebenen das sogenannte Waldlager an der Moltkestraße / Vosslocher Chaussee für über zwei Jahrzehnte zur neuen Heimat. Erst 1966 wurde die letzte Baracke aufgrund von inzwischen ausreichend vorhandenem neuen Wohnungen abgerissen. Dr. Schroffs erstes Krankenrevier befand sich ab Januar 1945 in der Königstraße im Lokal Goldener Stern, später Barmstedter Hof, bis 1955 im Haus Rotermund in der Bahnhofstraße 9 und ab 1956 in seinem neu errichteten Haus in der Feldstraße 8.

Haus Rotermund, Bahnhofstraße 9

Nach etlichen Jahren in sog. „Wilder Ehe“ heiratete er 1954 Lore Rieken aus Barmstedt, die er schon 1946 kennenlernte. Ihr bereits 1934 verstorbener Vater Alfred Rieken war seit 1927 Niederlassungsleiter der Bavaria Brauerei Hamburg auf Rantzau.
Dr. Schroff ruderte während seiner Studienzeit im Universitäts-Achter, war Ski- und Wasserskifahrer und interessierte sich für alte Orientteppiche.
Eine besondere Freundschaft pflegte er mit Klaus Schnelle vom Velox-Werk Herbert Schnelle und seinem Jagdgefährten Fritz Eggert vom Hotel Grüner Wald in Vossloch.

Erbschaft

Nach seinem Tod vermachte Dr. Gaston Schroff der Stadt Barmstedt einen Betrag von rund 1,5 Millionen Mark. Das Geld war zweckgebunden. Es durfte ausschließlich für die Verbesserung der Wohnverhältnisse der Bürger im Altenheim Brunnenstraße verwendet werden. Als seine Frau, Lore Rieken, 1995 starb, ging die Erbschaft an die Stadt über.
In dieser Zeit erschienen in der lokalen Presse einige Artikel, die über die Erbschaft berichteten. Leider waren die Artikel zum Teil schlecht recherchiert und gaben die Tatsachen fehlerhaft oder unvollständig wieder.

Dirk Schnelle, ein Neffe von Dr. Gaston Schroff, erinnert sich:

Gaston Schroff, 1972

»Der unzureichend recherchierte Artikel (‚Unglaublich, die Stadt erbt 1,5 Millionen Mark‘) über Dr. Schroff in der Barmstedter Zeitung gab damals Anlass für einige Zeilen an die Redaktion der BZ mit dem Hinweis, dass seitens unserer Familie fundierte Informationen zur Verfügung gestanden hätten. Darauf gab es allerdings keinerlei Reaktion.
Dr. Schroff verstand sich nicht als sog. Allgemeinmediziner, mochte diese Wortschöpfung nicht. Auf einem Sockel mit Beleuchtung vor dem Hauseingang zur Praxis in der Feldstraße war auf einer Marmortafel zu lesen:
Dr. med. Gaston Schroff, Prakt. Arzt und Geburtshelfer.
Im Keller seines Hauses hatte er weder Werkstücke noch „Gerätschaften“ aus seiner Lehrzeit als Kunstschlosser (!) gelagert. Die Eingangstür seines 1995 von mir geerbten neuen Hauses in der Marktstraße schmückt ein von ihm gefertigtes kunstvolles Rosengitter, das vorher im Atelierfenster seines Hauses in der Feldstraße, das ich 1981 kaufte, angebracht war. Ebenso gibt es ein wunderbar geschmiedetes halbrundes Kamingitter, das als Schutz vor die Kaminöffnung gestellt wurde. Diese kunstvolle Arbeit habe ich damals an den interessierten Rektor Dietz von der Chemnitz-Mittelschule abgegeben, dem ich für den Fundus der Schule auch einen präparierten Auerhahn aus dem Erbe überlassen konnte.
Dr. Schroff war ein leidenschaftlicher Jäger und fuhr seit 1950 das Fabrikat Porsche. Seinen ersten Porsche (356) kaufte er auf Empfehlung bei Franck und Schmidt (später VW Autohaus Elmshorn) in Hamburg-Nienstedten. Das Auto gefiel ihm so gut, dass er im Laufe der Jahre sechs Fahrzeuge kaufte.
Nach dem Tod meiner Tante Lore Schroff erfolgte 1995/1996 die Sanierung und Modernisierung des Alten- und Pflegeheims Barmstedt, Brunnenstraße. Die Umsetzung bzw. Fortführung von notwendigen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen wurde durch den zweckgebundenen Nachlass der Eheleute Schroff ermöglicht.
Dazu ist zu bemerken, dass das für die Sanierung verwendete Vermögen aus dem Erbe Schroff mit dem Verkauf des renovierten Anwesens Brunnenstraße an den Investor H.W. Rathjens quasi verpuffte und so leider nur für einen relativ kurzen Zeitraum bedeutsam war.«

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