Bahnhofstraße

Bahnhofstraße

Allgemeines

Die Bahnhofstraße wurde im Jahre 1895 eigens für den Bahnhof gebaut. Die meisten Häuser entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der der Güter- und Personenverkehr der Bahn eine viel bedeutendere Rolle spielte als heute. Das große Eckhaus, Bahnhofstraße 26 (früher auch Fahrradfachgeschäft Hans Günter Mülverstedt) beispielsweise wurde 1906 als „Bahnhofshotel“ erbaut. Solange Barmstedt und Umgebung als Teil eines wichtigen Mastgebietes die Schlachthöfe der Großstädte mit Schweinen und Rindern versorgte und ausschließlich die Bahn den Güterverkehr wie auch den Transport des Schlachtviehs ausführte, so lange lohnte sich auch der Betrieb dieses Hotels. Als jedoch die Schweinemast zum Erliegen kam und die Lastkraftwagen auch im Fernverkehr in ernsthafte Konkurrenz mit der Eisenbahn traten, ging der Güterverkehr erheblich zurück. Der Gasthausbetrieb wurde unwirtschaftlich und im April 1942 beendet.

Das alte Rathaus

Siehe Hauptartikel.

Das ehemalige Rathaus in der Bahnhofstraße wurde im Jahre 1903 als Arztvilla von Dr. med.Ernst Oetken erbaut. Bis zu seinem Tode 1928 hat er hier praktiziert. Seine Witwe verkaufte das Haus dann am 26. Januar 1931 der Stadt Barmstedt. Ohne wesentliche Änderungen konnte es als Rathaus in Benutzung genommen werden. Die Einweihung fand am 31. Juli desselben Jahres statt.

Das ehemalige Rathaus

Die Räumlichkeiten der ehemaligen Arztvilla boten jedoch auf Dauer nicht genügend Platz für die Verwaltung, so dass Erweiterungen unumgänglich wurden. Am 1.6.1964 wurde der Anbau des Rathauses fertiggestellt. Um ausreichend Parkplätze zu schaffen, wurde am 1.7.1969 das unmittelbar westlich am Haus gelegene Gartengrundstück gekauft und zum Rathausparkplatz umgebaut.

Während der 70er Jahre zeichnete sich erneut Raumnot ab. Die Kämmerei und das Standesamt waren vom 11.3.1975 bis zum 31.3.1983 in dem Gebäude Bahnhofstr. 9 untergebracht. Diese Trennung der Ämter war jedoch nur eine Übergangslösung. Am 1.1.1980 erwarb die Stadt Barmstedt das Wohnhaus Bahnhofstraße 5 und baute es ab 4.10.1983 um. Seit dem 4.4.1984 wurde es als Verwaltungsgebäude genutzt.

Hinter den Buntglasfenstern des Rathauses im 1. Stock lag bis 1982 der Hauptsitzungssaal. In Buntglas sind die Wappen der Städte Elmshorn, Pinneberg, Uetersen und Wedel dargestellt, eine Stiftung der entsprechenden Orte zur Einweihung. Seit Anfang 1983 befand sich hier das Büro des Bürgermeisters.

Beide Verwaltungsgebäude wurden nach dem Umzug in das neue Rathaus verkauft.

Das ehemalige Postamt

Obwohl Barmstedt/Rantzau stets eine wichtige Verwaltungszentrale war, ist es bei der Errichtung der ersten Postlinien in Schleswig-Holstein unberücksichtigt geblieben. Angeblich war die dänische Administratur daran interessiert. Erst spät ist Barmstedt dem bestehenden Postnetz angeschlossen worden. Ursprünglich mussten alle Briefe und Pakete in Elmshorn als der nächstgelegenen Poststation aufgegeben oder abgeholt werden. Erst am 1. Oktober 1844 bekam Barmstedt das erste Postamt für den privaten Briefverkehr. Elmshorn ist aber bis heute die Vermittlungsstelle zum großen Postnetz geblieben. Die Beförderung dahin geschah anfangs noch durch Boten, machte dann aber alle verkehrstechnischen Entwicklungen mit: Postwagen, Bahnpost und Postauto. Seit 1866 werden von hier auch die umliegenden Dörfer des Kirchspiels durch Landbriefträger versorgt. 1875 wurde der erste Telegraf, 1899 das erste Telefon eingerichtet.
Das ehemalige Postgebäude in der Bahnhofstraße war 1906 von dem Barmstedter Bauunternehmer Karl Bornholdt nach vorangegangenen Verhandlungen auf eigene Rechnung eigens für Postzwecke errichtet worden, um es der Post für eine entsprechende jährliche Miete zur Verfügung zu stellen. 1925 wurde es für 37.000 Reichsmark von der „Reichspost“ erworben.

Das von dem Bauunternehmer Bornholdt im Jahre 1906 errichtete Postgebäude

1960 erfolgte die organisatorische Angliederung an das Postamt Elmshorn. Diese Regelung ist bis zum heutigen Tag beibehalten worden. Zahlreiche Posthilfsstellen wurden aus diesem Grunde geschlossen, und so bediente das Postamt in der Bahnhofstraße auch die Gemeinden Lutzhorn, Heede und Groß-Offenseth-Aspern. Diverse Um- und Anbauten gaben dem Gebäude ein neues Gepräge, so wurde 1960 ein Zustellraum sowie ein Windfang für den Schaltereingang geschaffen und 1978 die Schalterräume umgestaltet und modernisiert. 1984/85 entstanden u.a. ein Großraum im 1. Stock sowie ein Fahrstuhl und Pausenraum.

Desweiteren wurde die Einfahrt zum Posthof von der Bahnhofstraße zur Feldstraße verlegt. Auf dem 1960 angekauften Gartengrundstück schuf man Stellplätze für die Postfahrzeuge.

Seit einigen Jahren ist diese Poststelle geschlossen. Die Versorgung der Postkunden findet jetzt im „Sky-Markt“ in der Markstraße statt.

Die Deutsche Post hat das Gebäude verkauft, nutzt es jedoch als Mieter nach wie vor.

Bahnhof

Wo heute der Bahnhof steht, war früher Acker- und Weideland. 1895 wurde mit dem Bau der Strecke Barmstedt-Elmshorn begonnen. Es bestanden jedoch schon 1842 konkrete Pläne, die Altona-Kieler Eisenbahn über Barmstedt zu führen. Die entsprechenden Aktien waren bereits gezeichnet, die Linienführung darauf „unabänderlich“ festgelegt, auch waren in Barmstedt alle Vorbereitungen zum Bau getroffen, da wurde von Seiten der Stadt Elmshorn mit Nachdruck interveniert. Der dänische König öffnete dem Planungskomitee eine juristische Hintertür, sich der Verpflichtungen gegen Barmstedt zu entziehen. Alle Proteste der Barmstedter waren vergebens, die Streckenführung -jetzt über Elmshorn- wurde neu geplant und umgesetzt.

In Barmstedt bestand lange Zeit starke Abneigung gegen eine Bahn-Anbindung an Elmshorn. Verschiedene Projekte standen nacheinander zur Debatte. Als dann der Anschluss an die Altona-Kaltenkirchener-Bahn über Quickhorn unmittelbar bevorstand, gelang es Elmshorn in letzter Stunde, die Barmstedter Politik für den Gedanken der Ost-Westbahn Oldesloe-Barmstedt-Elmshorn zu gewinnen. Im Jahre 1894 gründete man daraufhin eine Aktiengesellschaft für die zunächst genehmigte Teilstrecke Barmstedt-Elmshorn.

Am 1. April 1895 wurde Barmstedt nach der Vereinigung mit Großendorf eine Stadt. Im gleichen Monat begann auch der Bahnbau, und am 15. Juli 1896, mittags 12.00 Uhr, fuhr der festlich geschmückte erste Zug in den Bahnhof ein.
Der Bau der Strecke Barmstedt-Oldesloe begann nach Überwindung verschiedener Schwierigkeiten erst im Jahre 1905. Die Einweihung fand am 9. Juni 1907 statt. Lange Zeit wurde der Zugverkehr nur mit Lokomotiven bestritten; seit dem 9. September 1933 setzte man für den Personenverkehr Motor-Triebwagen ein. 1954 konnte auch der Güterverkehr motorisiert werden. 1957 erfolgte eine Zusammenlegung der Verwaltung der EBO mit der Altona-Kaltenkirchener-Bahn.

Der Bahnhof an der Bahnhofstraße im Jahre 1909

Rückläufiger Personen- und stagnierender Güterverkehr sowie steigende Ausgaben bei den Personalkosten führten 1959 zum ersten Stillegungsantrag der Verwaltung beim Verkehrsministerium in Kiel. Durch die Sanierung der Finanzen wurde die Landesregierung mit 93 % fast zum Alleinaktionär. In der Folgezeit entwickelte sich der Güterverkehr zunächst günstig. Der Personenverkehr war jedoch rückläufig. Die Vorzüge, die der Individualverkehr bietet, konnten selbst durch einen verbesserten Fahrplan und Wagenpark nicht wettgemacht werden.

Sinkende Einnahmen, steigende Ausgaben an Personalkosten und hohe Investitionen, die für die Ausbesserung der Strecke nötig waren, brachten eine negative Kostensituation, die 1973 zur Einstellung des Personen- und Güterverkehrs von Barmstedt in Richtung Oldesloe führte. Seitdem wurde die Personenbeförderung für diesen Streckenabschnitt mit Bussen im Auftrag der EBO durch die Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein (VHH) übernommen. Wie bei der Eröffnung 1896 war Barmstedt nun wieder der Endbahnhof.

Durch die Teilstillegung bedingt, ging der Güterverkehr um 90 % gegenüber dem Vorjahr zurück. Die Einnahmen verminderten sich und schafften ein erhebliches, aber auch zu erwartendes Defizit. Als durch den Bau der Autobahn 23 Hamburg-ltzehoe die Errichtung einer Überführung für ca. 3 Millionen DM nötig wurde, gab es starke Stimmen in der Presse über eine gänzliche Stillegung der EBO. Alle politischen Parteien, Städte und Gemeinden des betroffenen Gebietes setzten sich für die Erhaltung der Rest-EBO ein. Diesmal mit Erfolg – „Kuddl Barmstedt“ durfte weiterhin fahren.

1981 wurde die langdiskutierte Eingliederung der EBO-Eisenbahn in die Altona-Kaltenkirchen-Neumünster Eisenbahn AG vollzogen. Die Bezeichnung der Bahn war nun „AKN – Betriebsteil Barmstedt“.

Die Stadtwerke Barmstedt

Schon im Jahre 1867 wurde von seiten der Stadt der Bau einer Gasanstalt erwogen, doch hierfür wurden große Mengen Kohle benötigt, und der Transport der Kohle nach Barmstedt wäre aufwendig und teuer gewesen. Nach dem Bau der Eisenbahn jedoch konnte der Plan im Jahre 1899 umgesetzt werden. Der Bau wurde von der Berlin-Anhaltischen-Maschinenbau-AG ausgeführt. Die Kosten beliefen sich betriebsfertig auf 145.000,– Mark. Am 2. Dezember 1899 fand die Einweihung der Anlage statt.

Anfangs waren 210 Abnehmer angeschlossen. Die Zahl stieg aber von Jahr zu Jahr, so dass man mit Erweiterungsbauten die Fabrikation dem sich steigemden Bedarf anpassen musste. Das Werk umfaßte zwei Öfen mit sechs und acht Retorten. Die Tagesleistung betrug etwa 1.500 bis 2.000 Kubikmeter Gas.

Die Zahl der Abnehmer und der Verbrauch stieg ständig. Um weiteren Neu- und Erweiterungsbauten aus dem Weg zu gehen, entschloss die Stadt Barmstedt, dem Beispiel anderer holsteinischer Städte zu folgen und den Anschluss an die Hamburger Ferngasleitung zu suchen. Der Vertrag mit Hamburg wurde am 20. September 1952 geschlossen. Bereits am 19. Dezember desselben Jahres konnte das Ferngas durch die neue Rohrleitung von Quickborn in den hiesigen Gasometer geleitet werden.
Eine in den folgenden Jahren stetige Aufwärtsentwicklung, der steigende Einsatz von Gas für Heizzwecke führte im Jahre 1973 zur Umstellung des Ferngasbezuges auf Erdgas.

Die Stadtwerke am Bahnhof im Jahre 1937

Seit dem Jahr 1915 werden die Haushalte und die industriellen Betriebe Barmstedts mit Elektrizität versorgt. Eine zentrale Wasserversorgung erhielt Barmstedt 1956.

Bereits 1953 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, eine Warmwasserbadeanstalt im freigewordenen Gas-Betriebsgelände der Stadtwerke zu errichten, die Wannenbäder und Duschen anbieten sollte. Die Badeanstalt wurde 1957 erstellt und am 3.4.1958 mit dem Pächter Herbert Vetter, dem späteren Inhaber des Kurbades in der Königstr. 42, in Betrieb genommen. Sie hat bis in das Jahr 1967 hinein bestanden.

Mit der Einweihung des Wellenbades Barmstedt/Rantzau am 4.10.1979 kam erneut der Betriebszweig „Badeanlagen“ hinzu.

Seit 2011 sind die Stadtwerke Barmstedt mit dem Aufbau eines Breitbandnetzes für die Versorgung mit Internet, Telefon und Fernsehen beschäftigt.

Adressbuch von 1926

Strasse Name Vorname Titel/Stand Beruf Telefon
Bahnhofstraße Meyer Johannes Spezialabteilung: Gardinen u. Aussteuerartikel 276
Bahnhofstraße 2 Schippmann Ernst Buchhalter
Bahnhofstraße 2 Schippmann Johannis Schuhmacher
Bahnhofstraße 3 Oetken Dora Lehrerin
Bahnhofstraße 3 Oetken Ernst Dr.
Bahnhofstraße 3 Oetken Minna Wwe.
Bahnhofstraße 3 Preuß Karl Arbeiter
Bahnhofstraße 4 Mangels Adolf Glaser
Bahnhofstraße 4 Mangels Bertha Wwe.
Bahnhofstraße 5 Petersen Dorothea Wwe.
Bahnhofstraße 5 Werkmeister August Kaufmann
Bahnhofstraße 6 Heinrich Gustav Kaufmann
Bahnhofstraße 6 Rastede Diedrich Stadtbaumeister
Bahnhofstraße 7 Rotermund Johann Schuhfabrikant
Bahnhofstraße 7 Rotermund Johannes Kaufmann
Bahnhofstraße 7 Rotermund Wilhelm Schuhfabrikant
Bahnhofstraße 8 Pohlmann Johannis Oberpostmeister
Bahnhofstraße 9 Dieckmann Hans Schlachter
Bahnhofstraße 9 Dieckmann Heinrich Viehhändler
Bahnhofstraße 12 Rickert H. Schuhfabrik 56
Bahnhofstraße 15 Brandt Ingeburg Wwe.
Bahnhofstraße 15 Martens Friedrich Kolonialwarenhandlung
Bahnhofstraße 16 Lempelius August Müller
Bahnhofstraße 17 Möller Anna Wwe. Damenschneiderin
Bahnhofstraße 17 Möller Ernst Kraftfahrer
Bahnhofstraße 17 Twisselmann Hermann Kaufmann
Bahnhofstraße 18 Harder Dorothea Konrektorin
Bahnhofstraße 18 Rickert August Schuhwarenfabrik
Bahnhofstraße 24 Dörnte Karl Pastor i. R.
Bahnhofstraße 24 Hochreuter Anna Diakonissin
Bahnhofstraße 27 Kruse Wilhelm Tierarzt
Bahnhofstraße 28 Wagener Carl Ziegeleibesitzer
Bahnhofstraße 28 Wagener Johannis Kaufmann
Bahnhofstraße 29 Rickert Alma Wwe.
Bahnhofstraße 29 Schmidt Jakob
Bahnhofstraße 29 Veddeler Johannis Ingenieur
Bahnhofstraße 30 Borchert Friedrich Rentner
Bahnhofstraße 43 Schnoor Max Gasmeister
Bahnhofstraße 45 Bornholdt Johannes Eisenbahn-Betriebs-Sekretär
Bahnhofstraße 45 Friedrichsen Paul Lokomotivführer
Bahnhofstraße 45 Graap Wilhelm Eisenbahn-Inspektor

Quellen

  • „Historischer Streifzug durch die Straßen Barmstedts“ von Hans Dössel, bearbeitet von Rudolf Schröder und Hildegard Burchert aus der Broschüre „850 Jahre Barmstedt“ (Hrsg. Stadt Barmstedt), 1989
  • Archiv Eva und Peter Steenbuck
  • Adressbuch ‚Kreis Pinneberg‘ 1926
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